Autor Thema: 2005-06-25 19. Veitscher Alpinmarathon und Grenzstaffellauf - Mischa  (Gelesen 2039 mal)

Offline Berichte

  • Beiträge: 0
Datum: 2005-06-25
Event: 19. Veitscher Alpinmarathon und Grenzstaffellauf
Distanz: 56.000 km

Ersteller: Mischa

Offline Mischa

  • ***
  • Beiträge: 955
    • http://www.towerrunning.com
Mischa´s erster Klassensieg

Jedes Jahr, wenn die Tage wieder kürzer werden, hab ich ein Problem:
Die zwei Lieblingsläufe sind am selben Wochenende. Da es immerhin nicht derselbe Tag ist, ergibt sich die Lösung von selbst:
Am Samstag, dem 25. Juni 2005 meine Nummer 1 - den Veitscher Alpinmarathon  ( 56km und 2300 Höhenmeter ) laufen und am Sonntag zum "Auslaufen" die Tiergartenrunde. Heuer haben wir dieses zum 4. Mal durchgezogen !

Zur Veitsch sind wir diesmal ganz professionell mit unserem Nurmi-Teambus angereist und um 9 Uhr hat sich das Feld aus 55 Staffeln und 77 EinzelläuferInnen mit einem Böllerschuß in Bewegung gesetzt - es sollte für mich nicht der letzte Knall an diesem Tag sein. Es war bereits ziemlich heiß und schwül, daher eher mühsames Laufen. Irgendwann habe ich zu  tschitschi aufgeschlossen und wir sind  ein paar km gemeinsam gelaufen.  Auf der ersten Teilstrecke  gab es diesmal ein paar Crosspassagen - ein Grundbesitzer hat eine Streckenänderung erzwungen.  Einmal hab ich auf einer Wiese eine Wurzel übersehen und mich stilvoll flachgelegt - kommt vor. Beim 1. Wechsel hab ich erstmals auf die Uhr geblickt: 1:50 nicht schlecht. Im zweiten Teilstück war die Hitze durch ein paar Wolken und leichten Wind etwas erträglicher und wir sind ja auch ein bißchen höher oben. Ein Genuß ist jedesmal der Blick von unten auf die bunte Läuferschlange, die sich den berüchtigten Teufelssteig hinaufwindet. Knapp vor der Kuppe gab´s dann für mich noch einen persönlichen Phototermin bei Franz Huber, dem Initiator dieser wunderbaren Veranstaltung, der die ersten 17 Läufe organisiert hat. Oben auf über 1800 m   geht es dann ein paar Kilometer auf leicht fallendem Hochplateau zum 2. Wechsel - ein landschaftlich sehr schönes Stück, aber schwierig zu laufen - alpines Gelände mit vielen Steinen, neben der Strecke heuer auch noch größere Schneefelder. Mit riesigem Glück habe ich dann einen zweiten Sturz so abfangen können, daß ich wieder ganz ohne Abschürfungen davongekommen bin :o) Beim zweiten Wechsel   ist mir dann aufgefallen, daß statt meiner Nummer 21 vom Streckenposten knapp davor 221 angekündigt wurde. Dieser Fehler ist dann bei der Zeitnehmung übernommen worden und hat, wie ich später erfahren habe, für Unruhe beim Nurmi-Fanclub im Ziel gesorgt - in den dort regelmäßig aufgehängten Zwischenständen fehlte meine 2. Zeit ! Wieder ein Kontrollblick auf die Uhr: 3:58 -paßt !

Das letzte Teilstück von 21,5 km hat zwar fast 800 "Tiefenmeter" - es gibt aber einige Steigungen dabei, wo bei den Einzelläufern dann die Stunde der Wahrheit schlägt - dort kann man sehr viel gewinnen oder verlieren.  Eine Zeitlang war ich mit einer Läuferin unterwegs,  die als Andenken  an  die 2. Etappe  eine recht  heftige Kniewunde mitschleppte  - sie hat dadurch die Fliegen, die  jetzt, wo wir wieder tiefer kamen, in der Schwüle recht lästig wurden ,  von mir abgehalten !  Sie war aber viel besser drauf und hat mich bald abgehängt. Bei der Labestelle Hocheckalm  ( km 42 )  hat es dann zu tröpfeln begonnen -  ich hatte gar nicht bemerkt, daß es zugezogen hat. Auch Donner war in der Ferne zu hören.  Die Tropfen sind bald größer und dichter geworden  - richtig erfrischend und das Laufen ist gleich wieder leichter gefallen. Weniger erfreulich, daß  die Donner immer näher gekommen sind  - die Sache hat sich zu einem richtigen Gewitter entwickelt. In einem Waldstück  war ein Staffelläufer ganz knapp vor mir, als uns von der Natur ein beeindruckendes Schauspiel geboten wurde.

Blitz ( sehr hell ) - Krach ( sehr laut ) Knirsch - instinktiv schauen wir ins Helle und sehen, wie keine 20m vor uns bei einem Baum rechts vom Weg ein großer Ast zersplittert - die Trümmer fliegen in alle Richtungen davon und ein gut einen Meter langer Teil landet am Weg knapp vor unseren Füßen ! Geschält - ohne Rinde oder bilde ich mir das nur ein ? Erste Reaktion: Stehenbleiben, ducken, dann kommt fast synchron ein "bist Du deppert" über unsere Lippen. Nach kurzem Überlegen beschließen wir dann: "Weiter". Aus dem Regen ist ein Wolkenbruch geworden, am nächsten Bergaufstück schießen uns Sturzbäche entgegen und patschnass mit schweren, schmatzenden Schuhen laufen wir dahin - und nicht unflott. Nach dem Motto "Nässer kann´s eh nicht mehr werden" und getrieben vom Wunsch aus dem Gewitterzentrum wegzukommen geht es dahin ! Einmal krachts noch bedenklich schnell nach einem Blitz aber nach ein paar ängstlichen Minuten wird es ruhiger und der Regen leichter - wir sind davongekommen !

Wir besprechen noch einmal unser einmaliges Erlebnis, dann setzt sich Klemens nach vorne ab. Alleinlaufend muß ich an die Armen denken, die das Gewitter noch am Plateau erwischt hat. Nach ein paar Kilometern auf der 3. Strecke gib es auch ein paar 100 Meter mit Schlamm, da ist es bei trockenen Bedingungen schwierig, den Weg zu finden - jetzt wird´s dort lieb ausschauen und einige Schuhe werden wohl sich kurzfristig von ihren Besitzern verabschieden ...

Unter solchen Gedanken trabe ich weiter - bergauf meistens gehend, sonst aber recht flott. Alles ist naß, aber irgendwie stört es mich nicht. Dann überhole ich so ca. bei km 50 einen Läufer, der schon ziemlich mitgenommen aussieht. Ein routinemäßiger Blick auf die Startnummer - 25 - und schlagartig setzen erstmals an diesem Tag die "Wettbewerbsgedanken" ein. Ich weiß, er ist auch aus der M45. Vor zwei Jahren bin ich mit 6:15 in dieser Klasse 10. geworden. Im Vorjahr nach Problemen am Plateau mit 6:45 Zweiter ! Heuer waren - den Unsicherheitsfaktor Nachmelder ausgenommen - nur 7 in der Startliste. Davon Thomas hinter mir, der Vorjahrssieger, mein alter Freund und Konkurrent Leopold Eigner aus Phyra auch hinter mir. Dann noch ein Einheimischer, der im Vorjahr deutlich über 7 Stunden gebraucht hat. Bleiben die 3 Ungarn und einen hab ich grad überholt. Im allgemeinen sind bei den Männern die Ungarn nicht so stark - Konklusio: Da könnte sich was ausgehen. Ich beschließe, nach Möglichkeit keinen mir bekannten vorbeizulassen :o) Eine letzte Steigung und ich bin beim Mirlbauer. Von da führt ein Schotterweg 4km nur bergab. Wenn es mir dort nicht meht gut geht, bewundere ich im Traben dort immer die Blumen am Wegrand, aber heute wird gelaufen. Der Regen hat auch aufgehört und ich kann richtig Tempo machen. Irgendwie ist man da schon stolz auf sich, wenn man nach 50 km noch einmal zulegen kann. Nach einer Kehre sehe ich wieder meinen Blitzpartner vor mir. Relativ mühelos hole ich ihn ein und lasse ihn stehen. Voll motiviert laufe ich weiter und schon geht es rechts durch ein kurzes Waldstück in den Ort hinein. Nur mehr 1100 Meter. Aber Asphalt und eben. Dieser starke letzte Kilometer ist immer eine Härte. Vor mir niemand, die Straße leer; einmal drehe ich mich um und da ist 100 Meter hinter mir einer mit einem dunklen Leiberl - der M45-Ungar hatte auch ein solches. Ich mobilisiere die letzten Kräfte, verpasse dann fast noch das letzte Abbiegen zum Hallenbad, drehe mich nocheinmal um - er kommt näher, wird mich aber nicht mehr erwischen :o)  Denn jetzt laufe ich am Bad vorbei  über die Wiese und bin im Ziel ! Geschafft - ein herrliches Gefühl und vom Sprecher kommt die Steigerung: Erster in der M45 - Super - meine Premiere ganz oben am Stockerl und das bei meinem Lieblingslauf -einfach genial :o))))

Ein paar Worte mit den Nurmis, auch tschitschi ist dort, ich kläre mit der Zeitnehmung, wo auch der neue Chef Werner Pointer sitzt, meine fehlende Zeit vom 2. Wechsel und komme gerade vom Bus mit meinen Duschsachen - da geht es rund im Ziel. Der Ungar kommt ein ( mein Verfolger im Ort war ein Staffelläufer ) und knapp dahinter
unsere Doris ( GöGa der "roten Kanonenkugel" aus tschtschis Bericht ) gemeinsam mit Leopold Eigner. Zwei Minuten später der nächste M45-Ungar und gleich darauf auch Thomas. Eine ganz seltene Konstallation bei diesem langen Lauf, daß die ersten 5 einer Klasse innerhalb einer Viertelstunde liegen ! Aber Thomas ist für dieses "Pech" ja bei der abschließenden Verlosung entschädigt worden :o)

Es war ein wunderbarer Tag in einer schönen Gegend mit netten Leuten - diesen familiären Lauf kann man nur empfehlen und vielleicht findet sich nächstes Jahr ja eine Forumsstaffel - eine Trainingsrunde zum Kennenlernen der Strecke ein paar Wochen vorher wird es sicher wieder geben ...



Words of Wisdom:
Stiegen Steigen statt Aufzug Fahren

( @ MR-2002 )

Offline Ulrich

  • Forumsurgestein
  • ******
  • Beiträge: 11.518
    • mediation-wanderer
ein klein wenig spät gratuliere ich dir zu deinem Sieg und.. Danke für diese geniale Einstimmung auf die Veitsch 07
Weil 42 die Antwort ist und 130 der Sinn

 

SimplePortal 2.3.6 © 2008-2014, SimplePortal