mühsam, aber es hat sich gelohnt
Schon relativ bald nach meinem ersten Marathon beim VCM 2006 war für mich klar, dass ich nicht zu jener Gruppe gehören will, die in ihrem Leben einen Marathon gelaufen sind, sondern es musste die Mehrzahl von Marathon her ;-)
Die Vorbereitung verlief im Großen und Ganzen ganz gut: Kaum körperliche Probleme, das Wetter war zwar angenehm warm, aber sehr häufig windig – lediglich meine Allergie machte mir im Frühjahr sehr zu schaffen. Genau aus diesem Grund musste ich meinen längsten Lauf um über eine Woche verschieben und konnte diesen erst 17 Tage vor dem Marathon absolvieren. Auch elf Tage vor dem großen Tag, meldete sich die Allergie wieder pünktlich zurück, wodurch ich schon etwas nervös geworden bin und mein Ziel von unter 3:45 kurzfristig in Frage gestellt habe. Aber mein Zustand verbesserte sich und so konnte wieder leichte Läufe absolvieren und – wie sich im Forum herausgestellt hat – gemeinsam mit Roland und Erwin das Projekt 3:45 starten.
Sonntag, 29. 4. 2007, 5:58 Uhr: Der Radiowecker beginnt zu spielen, nach zwei Minuten gesellt sich der Wecker dazu. Also aufstehen und ein erster Wettertest – gar nicht sooo warm draußen, vielleicht stimmt ja doch die Prognose der ZAMG und es wird nicht so heiß wie befürchtet. Da ich aber mit einem Hitzelauf gerechnet habe, habe ich zur Sicherheit meine Freundin und meine beiden Brüder (mit deren Freundinnen) an verschiedenen Stellen in Wien mit Wasserflaschen postiert.
Nach öffentlicher Anreise in einer heuer gar nicht so vollen und ekelhaft nach Salbe (oder was auch immer) stinkenden U1, kamen Petra und ich kurz vor 8 Uhr beim Treffpunkt an. Dort konnte ich gleich beim Casting bei Manfred nachholen und nach Klogang und Foto gings schon in den Startbereich.
Der Start erfolgte prinzipiell pünktlich um 9 Uhr, aber bis wir die rote Matte passieren konnten, dauerte es erwartungsgemäß noch etwas. Der erste Kilometer war mit 5:35 nicht einmal so schlecht, der Blick von der Reichsbrücke auf das Läuferfeld genial. Ich weiß ja, warum ich nicht vorne bei den Kenianern, sondern weiter hinten laufe, weil denen fehlt dieser Anblick *gg* Nach dem ersten Kilometer gelang es uns, ziemlich gleichmäßige Kilometerzeiten zu erzielen und es ging ganz gut dahin. Kurz vor der Schüttelstraße sahen wir kurz Ulrich und Manuela und dann gings schon zur Schüttelstraße.
Beim Schwedenplatz war der erste Treffpunkt mit Petra und Wolfram und Carina ausgemacht. Die Wasserübergabe funktionierte problemlos, doch dann kam von Wolfram die Hiobsbotschaft: „Wir haben nur ein SMS bekommen, dass mit der Zeitnehmung etwas nicht funktioniert.“ Petra sagte mir dann am Abend, dann sie hoffte, dass Wolfram mir genau das nicht sagt, weil ich dann sicher darüber grübeln würde. So wars dann auch auch – kann doch nicht sein, dass mein Chip etwas hat, gerade heute, wo ich persönliche Bestzeit laufen möchte... Roland ging noch weiter und meinte, die Zeitnehmung könnte man einklagen, weil die kauft man ja schließlich bei der Anmeldung mit – zum Glück musste es nicht so weit kommen.
Bei der Kettenbrückengasse warteten dann Silvin und Dani mit Wasser – auch sie hatten noch kein SMS bekommen. Wir drei blieben auch trotz Verpflegsstationen immer kompakt beisammen und nahmen Kurs auf Schönbrunn. Dort wars ähnlich wie im Vorjahr: Viele Staffel-B-Läufer warteten noch auf ihre A-Läufer und wir waren schon dort :-) In der Kurve bei der BP Tankstelle bekam ich dann von Petra die nächste Flasche und ein paar Meter später feuerten mich zwei Kolleginnen aus der alten Schule an. In der nächsten Kurve vor dem Technischen Museum wurde dann auch Erwin von seiner Frau versorgt – was mich beruhigte: Auch sie bekam bis zu diesem Zeitpunkt kein SMS. Es dürfte also nicht nur bei mir ein Problem geben.
In der inneren Mariahilfer Straße waren dann sehr viele Zuschauer – die Stimmung auch nicht schlecht und schon bald kam Manfreds Luftballon. Leider hatte sich Erwin zuvor seine Frisur zerstört, aber wir wurden dennoch gefilmt und von Jean-Marie fotografiert ;-)
Den Heldenplatz und das Halbmarathon ließen wir rechts liegen und nach kurzer Zeit wartete die Halbmarathon-Matte auf uns: Fast eine Minute Vorsprung auf unsere in der Marschtabelle angegebene Zeit.
Beim Parlament gab es dann von Wolfram und Carina die nächste Flasche und die beruhigende Nachricht: Die SMS kommen und meine Zeitnehmung funktioniert. So gings dann weiter Richtung Franz-Josef-Bahnhof, wo ich erstmals merkte, dass es heute ziemlich anstrengend werden kann und wird. Bei der Verpflegsstelle bei km 25 entschied ich mich, eine Banane zu nehmen, aber die schmeckte mir zu diesem Zeitpunkt nicht besonders, also lief ich ohne weiter. Kurz darauf wartete Petra zum letzten Mal und kurz darauf Wolfram und Carina. Von jetzt an gings die Schüttelstraße in Richtung Prater und meine Füße wurden nicht wirklich besser. Das Highlight bis km 30 war dann die 1000km-Marke – eine ziemlich lange Strecke und eine tolle Inszenierung für diese Läufer!
Beim km 30 gings mir dann schon schlechter, aber ich wusste, dort wartet Silvin mit Wasser und von km 31 bis 37 wird er mich begleiten. Ich konnte ihn bei km 30 aber nicht finden, aber nach ein paar Hundert Metern (oder wars gar nicht so viel und es kam mir nur ewig vor?) war er schon da und lief sofort mit uns mit. Nach der allseits beliebten Wende beim Stadion und dem Beginn der Hauptallee setzten sich Roland und Erwin etwas ab – besonders Roland schien jetzt besonders stark zu sein. Die Hauptallee war wieder einmal ewig lange und es dauerte, bis die Kilometer vergingen. Silvin schaute, dass ich nicht zu langsam werde und motivierte mich noch etwas. Nachdeem ich schon ziemlich arm ausgeschaut haben dürfte, beschloss er, noch einen Kilometer bis 38 mit zu laufen. Jeder Schritt war ziemlich mühsam, die Marschtabelle durch mein ständiges Abkühlen mit Wasser völlig durchnässt und unlesbar und mein Gewand nur nicht mehr kühlend, sondern einfach nass und kalt. Deshalb gab ich dann auf der Schüttelstraße Silvin mein Kopftuch mit und hatte nun „nur“ mehr vier Kilometer vor mir.
In der Zwischenzeit hatten Silvin und ich Roland überholt, dem es nun scheinbar auch nicht mehr besonders gut ging, und Erwin und ich machten uns gemeinsam auf die letzten Meter. Bei der Franzensbrücke verlor ich dann irgendwann Erwin und hatte nun zwei Teilziele vor mir: vordere Zollamtsstraße und dann den Ring.
Am Ring angelangt, wusste ich, dass es nicht mehr weit ist. Ab km 41 waren sehr viele Leute auf der Strecke – es war zwar eng, aber die Stimmung genau das, was ich in dem Moment brauchte :-) Wolfram und Carina waren auch an der Strecke. Ich wurde noch etwas schneller, den 42. Kilometer absolvierte ich in 4:43 und schon wartete die letzte Kurve auf mich – die Kurve auf den Heldenplatz! Ich wusste, die Zielzeit von 3:45 geht sich aus, also streckte ich meine Hände hoch – im sichern Glauben, dass der Applaus nun nur für mich ist, dennoch beschleunigte ich auch etwas.
Die große Uhr über dem Ziel zeigte gerade 3:47 an als ich zwar sehr erschöpft, aber überglücklich die Ziellinie überquerte. Der Blick auf die Uhr machte die Zufriedenheit noch stärker: 3:44:05 :-)
Aber wo waren Erwin und Roland? Nach einer Minute kam auch schon Erwin ins Ziel – auch sichtlich zufrieden. Im Burghof benötigte ich dann einmal etwas Wasser und dann war auch schon Petra da und somit auch der Zielkuss durchs Baustellengitter ;-)
Für etwas Verwunderung sorgte dann das SMS mit 3:47 – aber dies war ja nur die Bruttozeit. Um 17 Uhr weckte mich dann das SMS mit der Nettozeit auf: 3:44:05 – davon lässt man sich gerne aufwecken.
Danke an Petra, Wolfram, Carina und Dani für die Versorgung entlang der Strecke, an Erwin und Roland für die wirklich angenehme Begleitung und Silvin für die wichtige Begleitung - es war ein toller Lauf!
Danke auch an die Forumsmitglieder, die fotografiert, gefilmt oder angefeuert haben!