Das Leben ist schön.
Der Beginn
Mein Freund Gerhard läuft 2006 in der Wachau seinen ersten Marathon.
Trotz intensivem Training und langen Beinen geht er mörderisch ein und braucht 04:53.
Ich goschert wie ich bin frag: Rauschkugel warst auf ein Bier unterwegs?
Des hupf i auf einem Haxn in 4:30 auch wenn’s mein erster ist meinte ich und eine Wette war schnell abgeschlossen. Ein Nachmittag im Schweizerhaus geht auf Kosten des Verlierers.
Der Winter ist auf meiner Seite und läßt mich die Wintermonate jede Woche 30-35 km laufen.
Der Marathonplan fängt 10 Wochen vor dem großen Tag an und i bin super drauf. 4:30 gehen sich sicher aus.
3 tage vor Beginn des Trainigplanes geh ich mit meiner Freundin in die Hauptallee laufen und plaudern.
Tempo 7:20 pro Minute. Entlang dem Heustadelwasser. Ein stich in der Achilles und ich stehe schon.
Sch... was soll das jetzt? Das brauche i wie eine Lungenentzündung. Zum Auto gehumpelt und nach Hause.
Ich hab nie was an der Achilles wieso jetzt. Am Montag zum Medizinmann.
Ruhigstellen und Abnehmen, Sie sind zu dick.
Klass‘ i hab eh einen Spiegel und eine Waage zu Hause.
Die ersten Tage des Planes schon versäumt. Eine Woche und eine Packung Voltaren später geht’s los. Nur net Gas geben sonst kannst überhaupt net rennen.
Gerhard lacht sich ins Fäustchen und häkelt mich.
Eine Woche später Zahnschmerzen. Hurra, auf ins Ambulatorium Süd.
Wurzelspitzenresektion Termin 25.04.
Kann net sein i will Marathon laufen. Ok kommen sie am 03.05 und nehmen sie Antibiotika.
Gibt’s Nebenwirkungen? Klar müde werden sie sein. Ich pack‘s nicht.
Was soll’s, ich hab Gerhard schon einige Bier bezahlt.
Antibiotika genommen und Training ausgelassen. Gestern hat des Schweizerhaus aufgemacht. Hinein in die Öffi's und dann einen Gartenplatz gefunden.
Meine Freundin bringt mich "mittelmäßig erfrischt" nach Hause.
Laß die Startnummer verfallen und probier's in der Wachau.
Nein, aufgeben tu ich höchstens einen Brief aber nicht den VCM.
Ich lauf halt im Plan irgendwo weiter. Das geht so eine Woche.
Nasenschmerzen aber so, daß ich nicht mal hingreifen kann. Auf zum Medizinmann.
Der gibt mir gleich eine Überweisung in die Hno weil 39 Fieber.
Beinhautentzündung und ins Bett. ok jetzt soll’s halt wirklich net sein.
Ich pfeif auf den VCM.
tage später geht’s mir wieder super. Ich probier's halt wieder und laufe 2 lange Läufe. Geht gar net schlecht aber bei 30 km bin ich dann zum wegwerfen.
Wieder eine Woche pause zur Regeneration. Hab keine Ahnung mehr wo ich im Plan einsteigen soll und laß ihn ganz einfach sausen.
Gerhard lacht sich tot.
14 Tage noch und voll nervös. Ich geh nur mehr joggen und lauf die Sache aus dem Stand.
2 Tage vor dem Marathon ein Küßchen auf die Wange meiner Freundin und der Nacken ist verrissen.
Das gibt’s doch nicht. In der Firma lachen's mich aus weil ich herumrenne wie der Frankenstein.
So willst einen Marathon laufen? Kannst ja höchstens Kinder erschrecken mit deiner Kopfhaltung.
Voltaren Ibumetin und Dolo-Menthoneurinsalbe dazu.
Schlafen unmöglich. Ich fange zum Heulen an.
Hoffentlich ist es am Sonntag besser. Ich will unbedingt dabeisein.
Zum Start kurz vor 09:00. Meine Freundin bindet mir das Bandana weil ich kann meine Arme kaum auf Schulterhöhe heben. Den Kopf nach vorne beugen dann tut’s nicht so weh.
Bussi und ab die Post.
Um 9:12 endlich über die Startlinie.
Jetzt langsam weil sonst machst schon am Ring einen Wandertag.
Die Versorgung gut geplant denn am Schüttel reicht mir ein Freund die erste Flasche Flüssigkeit. Powergel dazu und Gemma. Ich will unbedingt durchrennen.
Bei km 14 schreit meine Freundin: Du schaust super aus. Mir geht es auch so.
Na laß ma's halt a bisserl laufen. Der Garmin am Handgelenk sagt mir Schnitt 5:56. Ups zu schnell da geht dir der Sprit aus. Bremsen!
Die Mariahilfer langsam hinunter. Halbmarathon in 02:07.
Das kann nix werden. Bei der Friedensbrücke hau ich mir das 4 Gel hinein und einen halben Liter vom gereichten Getränk.
Ich die Obere-Donaustrasse runter und die meinige wieder in die U-Bahn.
Mir geht‘s immer noch super. Die ersten gehen schon spazieren.
Da sind genug Bleistifte (schlanke) bei den Wanderern dabei und ich als Radiergummi freu mich daß ich noch immer laufe.
Das gibt Auftrieb. Am Schüttel steht wieder mein Freund und versorgt mich mit flüssigem.
Runter die Meiereistrasse und beim Stadion umgedreht.
Ich hör‘ jemand meinen Familiennamen brüllen. Nur kann i ja leider nicht den Kopf drehen und laufe weiter.
Wieder zurück in der Stadionalle steht meine Freundin und reicht mir die nächste Flasche und Gel dazu. Ich renne immer noch und es sind schon 36 km vorbei.
Wo ist der Mann mit dem Hammer? Hat der Urlaub oder nur Erbarmen mit mir?
Wolfi reicht mir am Schüttel noch eine Flasche dabei hab ich die letzte noch gar nicht ausgetrunken.
Jetzt die Kräfte gut einteilen.
Vor der Franzensbrücke hat man mich gewarnt .Die geht steil hinauf.
Na gut dann spar ich halt mit den Kräften und gehe das erste Mal.
Bis am Scheitelpunkt der Brücke und dann wird wieder gelaufen. Oben am Scheitelpunkt bleiben die stehen die hinaufgelaufen sind und ich laufe locker an 50 Leuten vorbei in die Radetzkystraße.
Vordere-Zollamtstrasse Stop. Krampf im rechten Bein. Eine Minute gedehnt und weiter. Vor dem Prückel gibt’s Cola. Super, daß nehme ich und bieg in den Ring.
Ich schau am Garmin und kann’s nicht fassen. Das geht sich locker unter 4:30 aus.
Na dann geh ich am Ring noch schnell mal austreten.
Die letzten 1500 m drück‘ ich noch mal drauf und komm in 04:17:30 ins ziel.
Weit weg von meinem Maximalpuls.
Ohne gescheitem Training, mit steifem Genick ,46 Jahren auf dem Buckel und 97 Kilo bei 1,84m.
Meine Freundin sagt i schau besser aus als am Start.
Gerhard hat der Schlag getroffen wie er meine Zeit gehört hat.
Er meint nur: I hau‘ meine Laufbücher weg und friss mir 20 Kilo rauf.
Schon in der U-Bahn denk ich an den nächsten Marathon.
Der Muskelkater am Tag danach war allerdings gewaltig
Hab anscheinend ein Lauf-Gen.
Gratulation an alle Finisher!
lg
Frantischek