verwachselt ........
Hallo
Der 29te ist Geschichte, ich lebe noch und bin um einige Erfahrungen reicher.
Wenn Du 2 Schuhe zur Auswahl hast, nimm nicht die, bei denen Du komischerweise schon mal Probleme bei langen Distanzen hattest
Steh nicht stundenlang am Tag vor dem Marathon in schwülen Gewächshäusern weil deine Freundin unbedingt neue Pflanzen für die Terrasse will
So oder so ähnlich könnte man argumentieren wenn man den 29ten schlecht reden möchte
Aber natürlich bin ich happy, bin meinen ersten Marathon gelaufen, habe gefinished und bin selbstständig in das Ziel gelaufen J
Mein Traumziel von 3:59 habe ich angesichts des gegenüber der letzten Trainingswochen überraschend(um 8 % höher) hohen Pulsniveau schon auf der Reichsbrücke in der Donau versenkt, und mich fortan auf mein von mir persönlich realistisch eingeschätztes Ziel 04.10 – 04.15 eingestellt.
Bei KM 8 wartete wie vereinbart meine laufende Verpflegungsstation, die mich bei KM 12 alleine auf die allseits geliebte Wienzeile entlässt. Km um Km laufen immer so um 05.50 – 05.55. Es läuft. Nicht super gut, aber es läuft.
Bei KM 20 wieder Verpflegung von der Begleitung. Gemeinsam wollen wir wieder bis KM 24 laufen. Es geht bergab, nicht nur mit der Strecke, auch das Unglück beginnt seinen Lauf zu nehmen.
Da ist doch irgendwas in den Hüften, links und rechts, kenne ich diesen Schmerz? Ich kann mich erinnern, beim letzten Long Jog, auch mit diesen Schuhen, hat es zum Schluss auch ein wenig gezwickt.
KM 25 wieder alleine – bei KM 30 wollen wir uns wieder treffen. Konzentriere Dich auf die Lauftechnik, denke ich mir, ich fühle mich eigentlich gut, ausreichend getrunken, gegessen, Puls im grünen Bereich, eigentlich geht’s mir gut.
KM 29 – erste Gehpause auf 10 m - das gibt’s je nicht, ich fühl mich gut, aber diese Schmerzen werden einfach größer.
KM 30 wieder zu zweit – Stadionwende – aus? Erste Gedanken an den Abbruch kommen in mir auf. Noch 1 min Vorsprung auf 04.10
98% des Körpers sagen GO – 2 % sagen NO. Diese 2 Prozent sitzen nur leider direkt auf der Verbindung des Rumpfes mit dem Zeitnehmungschip und dem Laufsensor.
Meine Vorbereitung war nicht super toll. Aber 55 – 60 – 68 – 45 – 18+42,195 km in den letzten Wochen, davor auch immer 40 – 50. Ein Long Jog mit 31, 2 mit 28, ein paar 20+ sollten ja doch eine Basis sein, mit der man nicht bei KM 30 aussteigen muss. Noch dazu wo man kein Höllentempo angegangen ist, sondern seit 30 km ständig konstante km Zeiten läuft.
War es der für mich falsche Schuh? Ascis Gel Trainer – war noch wenig gelaufen. Nur für Tempoeinheiten und 2 HM verwendet, und eben dieser letzte erste lange Lauf über 31 km hätten mich stutzig machen sollen. Es hat gezwickt, aber es überwiegte damals die Euphorie über den guten Puls und die Zuversicht jetzt 42 km auch zu schaffen.
KM 31 endlich bewölkt und kühler – es wird wieder gelaufen bis zum Lusthaus – 1 min gehen – 2 min laufen – 3 min gehen.........
KM 35 Läufer auf der Tragebahre geben dem ORF Interviews.
KM 36 meine zweite Begleitung erwartet mich nach seinem HM. Aufmunterung, Schieben, Ziehen, Verpflegung – nichts hilft, die Schmerzen im „Oberschenkelgelenk“ sind bei jeden Schritt zu groß
KM 37 – 40 keine weiteren erwähnenswerten Neuigkeiten J ausser vielleicht meinen „humoristischen“ Schreianfall irgendwo im dritten, der die ganze Gasse erheitert.
KM 40 der Ring – langsam und bedächtig laufe ich Begleitung meiner tapferen Begleiter erhobenen Hauptes den Ziel entlang, genieße die Atmosphäre und bin ihm Ziel.
04.22.30 – das war’s - mein erster Marathon. Eigentlich total relaxt. Eigentlich kam nie die der Hammermann, ich musste nie mit dem „ganzen“ Körper kämpfen, kein Hunger, kein Durst, kein Kampf mit dem inneren Schweinehund, nie an der Grenze und doch das Ziel meilenweit verfehlt, es ging nicht schneller, die Schmerzen im Gelenk waren zu groß.
1 Tag danach – nicht mal abgenommen habe ich, die Oberschenkel schmerzen natürlich noch ein bißl nach, die Hüfte spüre ich gar nicht mehr, so als wäre gar nichts gewesen.
Abschließend möchte ich noch allen, denen es noch ein bißl schlechter ging als mir, die auf diversen Betten lagen, an Bäumen lehnten, sich übergaben oder im Ziel gestützt werden mussten, gute Besserung wünschen. Ich glaube für mich, das ich im rechten Moment „aufgab“ um nicht unnötig die Regeneration zu verlängern, und mir den Spaß am Laufen und am Sport nicht vermiest habe.
Und außerdem ist nach dem Lauf auch immer vor dem Lauf.
Ich glaube jetzt besuche ich mal wieder eine ordentliche Laufschuhberatung, oder vielleicht gar einen Orthopäden, oder ich suche mir andere Ausreden. :-)
lg
barolo(darf jetzt wieder)