Autor Thema: 2006-10-15 Kahlenberglauf - wi(e)nfried  (Gelesen 1909 mal)

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2006-10-15 Kahlenberglauf - wi(e)nfried
« am: 15.10.2006, 00:00:00 »
Datum: 2006-10-15
Event: Kahlenberglauf
Distanz: 8.600 km

Ersteller: wi(e)nfried

Offline wi(e)nfried

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2006-10-15 Kahlenberglauf - wi(e)nfried
« Antwort #1 am: 15.10.2006, 00:00:00 »
17. Kahlenberglauf (mit WrM)

Name des Laufs: 17. Kahlenberglauf
Datum: 15.10.2006 (Sun)
Ort: Wien
Postleitzahl: A
Homepage (Veranstalter): http://www.hoehenstrassenlauf.com/kb
Name: Winfried Strallhofer
E-Mail-Adresse: strallhofer@gmx.at
Streckenlaenge: 8,6 km
Beschaffenheit: rund 60% Asphalt und kurz Pflastersteine, der Rest
Waldwege und Wiese zwischen den Weingärten
Profil: +470/-150 Hm
Wetter: 10°, Hochnebel
Teilnehmer: 84 (im Ziel)
Bericht:

17. Internationaler Kahlenberglauf
mit Wiener Meisterschaften im Berglauf

Das dritte Jahr laufe ich jetzt für meinen Verein "Cricket" und bin
damit bei Wiener Meisterschaften startberechtigt. Zum dritten Mal in
Folge bin ich beim Kahlenberglauf am Start, mangels anderer
meisterschaftswürdiger Bergläufe in Wien sind es für mich auch die
dritten Berglaufmeisterschaften hier. Im Gegensatz zu den letzten
Jahren sind auch noch drei weitere Cricketer und auch drei
Cricketerinnen für die Mannschaftswertung da.

Was gibt es vor dem Start zu jammern? Eigentlich nichts, die Form ist
nach der Trainingspause im August vor knapp zwei Wochen wieder aus
ihrer Versenkung hervorgekrochen, vor acht Tagen beim
Höhenstraßenlauf (14,8 km mit +160/-315 Hm) bin ich schon viel
schneller als erwartet gewesen, und auch das zu harte Training von
Dienstag und Mittwoch haben die Beine in den drei Tagen von
Donnerstag, an dem sie noch bleischwer und fürchterlich müde waren,
bis heute völlig vergessen.

Beim Aufwärmen an der Donau entlang bläst ein ziemlich kalter Wind,
aber der Tratsch mit Vereinskollegen und befreundeten Läufern von der
Konkurrenz lenkt ab. Bei ein paar schnelleren Abschnitten bestätigen
die Beine den Test, den ich bei der Hinfahrt auf der Stufen in der
Schnellbahnstation durchgeführt habe: sie sind heute ganz locker und
leicht und wollen fliegen!

Wie immer bei Läufen dieser Größenordnung stelle ich mich zum Start
in der zweiten Reihe hinter der Linie auf, da ich immer eher
zurückhaltend starte. Den Startschuss dürften die Anderen aber
verschlafen haben, also mache ich mich kurz schmal und laufe mit ein
paar schnellen Schritten nach vor. Völlig neu und ungewöhnt für mich
- es fühlt sich aber sehr gut an :-) - führe ich das Feld vom
Jachthafen weg durch die Unterführung ins Kahlenbergerdorf. Ein
bisschen zu schnell dürfte es zwar sein, aber sofort wieder Tempo
herausnehmen geht auch nicht, also bleibe ich die ersten 400 m bis
nach den letzten Häusern an der Spitze.

Am Beginn des Waldbachsteigs werde ich von Alfred Sungi und einem
zweiten, mir unbekannten, Läufer überholt, an den beiden kann ich
dort, wo eines der steilsten Stücke des Laufs beginnt nur kurz dran
bleiben, schließlich muss ich jetzt aufpassen mich tempomäßig nicht
zu übernehmen. Den Atemgeräuschen nach sind zumindest zwei Läufer
dicht hinter mir, überholt werde ich aber nicht.

Abwechslungsreich immer weiter bergauf durch den Wald geht es die
ersten knapp 2,5 km. Dort, wo es wieder flach wird läuft mein
bisheriger "Schatten" neben mir, aber auch ihn kenne ich nicht, den
Anfeuerungen entnehme ich aber, dass er Martin heißt und für den LCC
läuft. Ohne jemanden hinter uns zu hören oder vor uns zu sehen
beginnen wir das lange Bergabstück, das fast bis zur 5-km-Markierung
reicht. Obwohl ich aus sofort versuche das Tempo bergab zu erhöhen
läuft Martin auf der Forststraße sehr schnell gut zehn Meter
Vorsprung heraus, den Abstand kann ich dann aber halten und wo der
Untergrund wieder auf Asphalt wechselt, benütze ich die im Vorjahr
genau an dieser Stelle erprobte Vorfuß-Bergabtechnik und bin ziemlich
schnell an ihm wieder vorbei, was ihn anscheinend überrascht, er
dürfte mich schon abgeschrieben haben.

Gleich darauf biegt die die Strecke nach rechts auf einen wiesigen
Weg ab und es geht auf eher anspruchsvollem Untergrund an Weingärten
vorbei und durch waldige Abschnitte immer noch weiter bergab. Martin
bleibt jetzt hinter mir, zum Überholen wäre auch kaum Platz. Das Teil
vom Bergabstück ist wieder auf Asphalt und der Blick reicht hier
weiter, links sieht man über Weingärten zur Donau hinunter,
interessanter ist aber was auf der Laufstrecke passiert: Von Alfred
ist zwar nichts mehr zu sehen, aber dafür hat der Zweite nur noch
einen kleinen Vorsprung vor uns. Ich nütze den Rest des Gefälles um
die Beine noch schön rollen zu lassen, und wir überholen ihn mit
einem ziemlichen Geschwindigkeitsunterschied.

Bei der scharfen Ecke nach rechts steigt die Strecke gleich wieder
an, und kaum ist die 5-km-Markierung erreicht, setzt sich der
"Unbekannte" an die Spitze unserer Dreiergruppe, also kämpfen wir
jetzt zu dritt um den zweiten Platz. Zum Teil bleiben Martin und ich
ein bisschen zurück, bei einer kleinen Senke kommen wir aber wieder
heran und auch ein Stück vorbei, aber dann beginnt das "Finale", die
wieder stärkere Steigung samt Serpentinen auf der Kahlenbergerstraße.

Eine Zeit lang kann ich noch an dem Läufer dranbleiben, von dem ich
überhaupt nicht weiß, ob er überhaupt für einen Wiener Verein läuft
und somit ein Konkurrent bei den Meisterschaften ist. Eine
Silbermedaille wäre sehr schön, bisher habe ich nämlich nur zwei in
Bronze zu Hause. Im Bereich der 7-km-Markierung kann ich aber nicht
mehr dranbleiben, die Schuhe, die ich davor immer fixiert habe,
entfernen sich langsam Meter um Meter. Weiterkämpfen muss ich aber
ohnehin, der Abstand nach hinten ist zwar noch ein bisschen größer,
aber noch alles Andere als beruhigend.

Mit dem Gefühl keinerlei Reserven mehr zu haben, geht es am Hotel am
Kahlenberg vorbei, den Villenweg hinauf und dann kurz noch flach.
Dort kommt mir plötzlich mein Vereinskollege Jürgen entgegen, ich
wundere mich, ob er aufgeben hat müssen, kann aber nicht weiter
nachdenken, ich muss rennen, vielleicht ist der Läufer vor mir doch
nicht uneinholbar? Nach einer kurze knackige Steigung auf dem Waldweg
noch kurz über Asphalt, der sich mit den völlig laktatverseuchten
Beinen so weich anfühlt, als ob man darin versinken könnte, schnell
noch nach links ums Eck ins Ziel, bevor man tatsächlich verschluckt
wird, und endlich verschnaufen ...

Anscheinend gut erholt vom Berlinmarathon gewinnt Alfred in sehr
guten 34:49 vor Helmut Schmuck (auch LCC) in 35:46, ich werde mit
35:51 Dritter und denke mir, dass ich den "Unbekannten" durchaus
hätte kennen sollen, der war vor einigen Jahren immerhin Weltmeister
und mehrfacher Staatsmeister im Berglauf. Derzeit dürfte er aber
nicht besonders in Form sein, und bergab dürfte er sich wohl extra
geschont haben, dass ich ihn so leicht überholen habe können.

Mit meinen Vereinskollegen Christian auf Platz 5 und Willy auf 12
reicht es trotz des Ausfalls von Jürgen noch zum zweiten Platz für
Cricket in der Mannschaftswertung. Ach ja, Jürgen: Der hat, nach gut
drei Kilometer an fünfter Stelle liegend, eine falsche Abzweigung
erwischt, das Rufen der anderen Läufer nicht gehört, die Strecke
dadurch deutlich abgekürzt und ist zur allgemeinen und seiner eigenen
Verwunderung fast zehn Minuten vor dem Sieger ins Ziel gelaufen. Die
Cricket-Frauenmannschaft erreicht den dritten Platz, sodass fast alle
zufrieden mit Medaille(n) und Pokal von den letzten
Landesmeisterschaften des Jahres nach Hause fahren können.

Fazit:

- Die Regel, dass man für die Mannschaftswertung immer mit mehr als
drei Teilnehmern am Start sein sollte, hat sich in einer neuen
Variante bestätigt.

- Fast wider Erwarten scheint sich tatsächlich noch eine gute Form
für die "Bonussaison" nach den beiden Höhenpunkten des Jahres,
Wien-Marathon und K78 beim Swiss Alpine in Davos, gebildet zu haben.

- Berglauf ist anstrengend aber schön.

Ein Höhenprofil der Strecke gibt es unter
http://cricket-express.heim.at/temp/profilkahlenberg06.gif zu sehen,
die Zwischenzeiten sind bei km 2, 5, 7 und 8. Bitte beachten: Die
Höhe ist über die Zeit aufgetragen, die Anstiege sind in Wirklichkeit
also steiler und die Gefälle flacher.
“During the hard training phase, never be afraid to take a day off.
If your legs are feeling unduly stiff and sore, rest; if you are at all sluggish, rest;
in fact, if in doubt, rest.”
- Bruce Fordyce

 

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