Supermarathon ins Olympiastadion
Freitag 9Uhr Treffpunkt Aida.
Elisabeth, Manfred, Jean-Marie, Roland, Rudi und ich gehen frühstücken und ab nach München. Elisabeth ist krank, fährt trotzdem als Chaffeur und Publikum, ein Platz ist frei, da Resi krank. Ausfälle sind eine der Charakteristikas für den diesjährigen VCM Forum Herbstmarathon. Bisher ausgefallen: Markus 22, Brigitte, Therese wegen Übersiedelns; Manuela, Kasl, Franz, Resi alle wegen Krankheiten. Manfred sitzt schwer verkühlt im Auto und nuckelt von einer eckelerregenden Flüssigkeit. Bani sollen wir beim Inntaldreieck treffen, falls: ......er kein Fieber mehr hat. Rudi hat nur Halsweh!
Wir treffen einen kranken, angeblichen fieberfreien Bani samt Mischa und Stefan in Irschenberg. In München angekommen kriechen wir in unsere Kellerverliese ins Hotel, alle unterirdisch mit Oberlichten, manche neben dem Heizkeller: Wir Sportler sind verdammt harte Mädel und Burschen. Michi und Beate sitzen schon beim ersten Maß (Hotel ist gegenüber der Wiesn)
Alb und Tina und später Hans und sein burgenländischer,verdammt schneller,Partner stoßen zum Essen zu uns. Nachtruhe, Morgenjog durch die verlassene Wiesn. Beate hat Schmerzen im Fuß wird nicht starten, Manfred bekommt keine Luft wird nur die ersten 10 K rennen.
Stadtbesichtigung (Mischa kennt sich nicht nur in Bergen aus!) bei Regen und:.. starken Wind! Oje!
Startnummernabholung im olympischen Gelände: Schande, ich (Architekt) bin zum ersten Mal dort und: hingerissen! Die Anlage von Frei Otto ist hinreissend schön und atmosphärisch!! Gebäude wie Landschaft! Ins Stadion blicken, in das wir morgen hoffendlich einlaufen werden, ruft schon einen Schauer hervor!
Startnummernabholung ist perfekt organisiert, sehr effizient.Die Messe, das übliche Anhäufen von Schuhen, Dressen, Pulverln und Marathonstände. VCM Stand verwaist! Keiner da. Keiner interessiert sich dafür. Sobald wir uns dort versammeln, kommen die Leute: Herdentiere,wie wir!
Nudelpartynudeln schauen schon fad aus, wir gehen früh Abendessen, letzter Schmäh, Galgenhumor und im Regen nachhause Schlafengehen, morgen ists soweit.
Marathontag: Strahlend, schöner kühler Herbsttag windstill: alle happy. Frühstück, ab in die Ubahn, erstaunlich wenig Gedränge in der Bahn und am Weg zum Stadion: Ein Riesenunterschied zu Wien: In München gibt es nur den Marathon, keine Staffel, kein Halbmarathon etc.
Macht die Organisation sichtlich leichter und hat viele Vorteile für die Läufer.
Die Organisation ist prinzipiell nahezu perfekt. Haben es aber natürlich auch leichter wegen 1.) siehe oben und 2.) Start und Ziel ist das Olympiastadium und seine Infrastruktur (viele, viele saubere und geheizte WC´s!!!). Das Gelände noch toller als gestern, die Stimmung des Marathons in dem Ensemble bei strahlend blauen Himmel: gigantisch!
Start: Nur 2 Blocks: sub 3:45 und 3:45 plus. Davor die deutsche Marathonmeisterschaft die
5 min vorher startet. Unsere Ziele: Tina, Andi, JM, ich und Stefan schielen nach persönlicher Bestzeit, Mischa versucht einen Rekord im Verhältnis Tainingsminimum zu Laufmaximum zu erzielen. Im ersten Punkt ,Trainingsminimum, war er schon außerordentlich erfolgreich.
Michi wollte eigentlich die Gattin sub 4:00 ziehen ist ohne Beate planlos. Rudi und Roland laufen mit bedeckten Karten.
Wir stellen uns früh genug weit vorne hin, dies wurde uns von mehreren Seiten empfohlen.
Startschuss für die Deutsche Meisterschaft, noch 5min, Stimmung nicht so elektrisierend wie manchmal in Wien, Händeschütteln, Glückwünsche: losgehts. Leicht bergab, ich habe sofort ein tolles Laufgefühl, es geht zügig locker dahin. JM und ich wollen auf 3:30 laufen d.h.: Schnitt zwischen 4:58 und 4:59. Bedingungen sind ideal; unser Training nahe daran: das muß gehen!! Wir ziehen entspannt entlang des Stadions dahin, JM schaut auf die Uhr 4:30. Wir bremsen. Vorbei an der Baustelle des BMW Museums (Coop Himmelblau), beeindruckend. Alb und Tina ziehen entspannt an uns vorbei. KM1 : 4:46 naja zu flott. Relativ viel Zuschauer beim Stadium, feiner Anfangsapplaus macht das Bremsen schwer (trotz ernsthafter Versuche!) 4:43, 4:44 erst KM 4 in 4:58 passt! Der Lauf geht durch Vororte auch dorfähnliche Strukturen, das Publikum wird schütter, was soll`s uns geht’s großartig, ich bin randvoll mit Selbstvertrauen, das Laufen geht so leicht wie nie, das Tempo fühlt sich viel langsamer an als im Training. Wir kommen in die Stadt, schöne Kulisse, österreichische Fahne: „Grias aich!“ ruft tolle Reaktion hervor und kurz danach: „Tschitschi!“ Unsere Krankenabteilung völlig überraschend bei KM 6! (ausgemacht war KM 22)
Toll! Österreicher werden flächendeckend unterstützt: Die Absperrbänder bis zu den Absperrplastiktrichter alles rot- weiss- rot! KM8-12 geht durch die Kulturzone Münchens.
Schöne großzügige Stadträume. An der neuen und der alten Pinatkothek vorbei, plötzlich Gegenverkehr: Schnellere Läufer kommen uns entgegen, haben ca 400m Vorsprung. In letzter Sekunde entdecken wir Alb und Tina, ein zügiges Gespann, können sie kurz anfeuern.
Wir kommen zum Marienplatz mit dem Glockenspiel. In irgendeinem Text heißt es: Nur die schnellen Läufer kommen in den Genuß des Glockenspiels. Wir verlassen gerade den Marienplatz als es zum spielen anfängt. Wow. Naja die ersten 10 K in 48:29 ist für mich eigentlich zu schnell für den Marathon. Wir laufen durch eine Art Stadttor durch, beschließen trotz Zeitreserve das Valentinmuseum nicht zu besichtigen. Kurz danach geht mein Schuhband auf: Ich Trottel hab vergessen es ordentlich zuzubinden. 15 Sek binden JM wartet, scheint nichts zu bedeuten, aber.....am Ende! KM 14 in 5:10.
Erste nennenswerte Steigung, kein Problem, aber wir waren GottseiDank gewarnt von vielen kleinen Höhenmetern, die in keinem Plan stehen. Eine Unterführung, wieder leicht bergauf und noch eine Unterführung. Alb und Tina haben am Vortag streckenbesichtigt und gewarnt, dass das Streckenprofil die Strecke in der Natur schwer verharmlost: und so ist es!
Wir strotzen aber vor Kraft und Lauffreude, kein Problem! Trotz Steigung KM Splits zwischen 4:49 und 4:55 konstant. JM bekommt Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels, wir laufen unser Tempo weiter, ich sprech ihn auf den nächsten KM nicht weiter darauf an, um nicht die Konzentration auf den Schmerz zu lenken, Der Halbmarathon kommt näher, unheimlich wie schnell die KM`s vorbeifliegen! HM in 1:42:39, das war vor 2 Jahren meine HM Bestzeit (ausgepumpt im Ziel). Verpflegungsstellen benutzen wir nur jede zweite, uns geht’s gut, das Wetter perfekt! Bei KM 22 steht die Krankenabteilung des Vcm und feuert an. 23,5 eine Münchner steel drums Band, erfrischend! JM´s Schmerzen sind weg, hat aber eine Zeit gebraucht. Der Lauf wird ein bisschen fad, nichts zum Schauen, wenig Zuschauer und doch schon fast 2 Stunden unterwegs. Ich unterhalt mich mit mir selber:
Wie toll ich drauf bin, Rhythmus super und steiger mich in ein High, das schlagartig gesteigert wird: Wir laufen in den englischen Garten ein. KM28: Von fader Vorstadt in wunderschöne Natur. Statt Asphalt, Sand statt langweiliger, eher nichtsagender Stadtlandschaft, tolle Wiesen und Bäume in bester Szenographie! Auch JM grinst breit und zufrieden, laufen ist wunderschön. KM 29: 4:30, was so ein Gefühl fürs Tempo bedeutet! Wir steigen voll auf die Bremse, am Sand quietschts nicht! KM 30: 5:29! Die Tafel ist falsch gestanden. Es geht mir gut genug, dass mich die Fehleinschätzung belustigt. Leider taucht vor uns Andi Crow auf. Er sollte mindestens 1,5km vor uns sein, ist es aber nur ein paar Meter- und gleich nicht mehr. Doch: abgemacht war, falls er Probleme hat klauben wir ihn auf, und wir laufen zu Dritt auf die 3:3o zu. Wir rufen in seinen Rücken: „Wir sind hinter dir, wir kommen, häng dich an.“ Er hat leider Kopfhörer, hört uns nicht und erschrickt sichtlich als wir ihn von Links und Rechts auf die Schulter klopfen. Doch: er hängt sich an. KM 31 4:58, KM 32 4:54 läuft gut, doch dann reisst Andi endgültig ab. Er hatte schon bei KM 24 einen schweren Einbruch und kämpft sich dennoch ins Ziel: Hut ab, Andi! Wir werden ein bisschen langsamer KM 33: 5:06 und dann tütet meine Uhr Speicher voll: Ja nicht nur Schuhbänder schnüren vergessen, auch Speicher leeren. Egal, JM misst ja auch, so weiß ich über unsere Reisegeschwindigkeit immer Bescheid.
Leider aber nicht lange: KM 35 laufen JM und ich, wie den ganzen Marathon, Schulter an Schulter, kurz danach ist Jean Marie 10m hinter mir ich dreh mich 2x um, JM hat ein schmerzverzerrtes Gesicht, ich denk mir: „der Sch.....oberschenkel, da kann ich ihm nicht helfen, wenn ich auf ihn warte wird’s nur noch härter für ihn, weil er aus Freundschaft versuchen wird mein Tempo zu laufen“ ... und ich lauf allein weiter. Wieder ist`s nichts mit gemeinsamen Zieleinlauf, aber immerhin sind wir 10KM weiter als das letzte mal gekommen, wo ich abriss. Nächtstes Jahr, JeanMarie packmas!
Also alleine weiter. Merke sofort, wie viel schwieriger es ist alleine zu laufen. Noch dazu haben wir die letzten 5-10KM ununterbrochen überholt, es gibt niemanden an dem ich mich orientieren kann, die laufen alle 5:10 plus. Der Großteil der Läufer in München scheint viel zu schnell gestartet zu sein, wir zwar auch, aber nicht in dem Ausmaß. Ich werde bis ins Ziel überholen. Selbstmotivation ist gefragt, funktioniert gut: nur noch so 2-3KM und die Menschenmassen tragen dich ins Ziel. Bei 37,5 Band und Zuschauer, ja es läuft super, bei 38 Band: ich bin toll unterwegs, irgendwo dann noch der Typ, der schon beim Hinweg da war auf KM 5. Ein Tisch ein Stuhl, ein Ghettoblaster, eine Flasche Bier und Mister Entspannt: diesmal gibt’s: Smoke on the Water. Danach: Nichts! Niemand, leere Strasse mit stumpfsinnigen Läufern, und die Strasse ist lang. Den gesamten bisherigen Marathon sind die KM Tafeln vorbeigezogen, reglmäßig im Kilometerabstand und jetzt haben sie die 40KM Tafel vergessen oder bei 1,5KM aufgestellt?? Die muß doch noch in der ewigen Geraden sein!! Nein ist sie nicht, sie war um die Kurve, totale Erleichterung und Musik und die Lautsprecheransage: Ihr habts fast geschafft, bei der Ecke sinds noch 1570 Meter und
7 einhalb Minuten und ihr seids im Ziel! Sensationell kurz! Ich hab über 40 KM und 3:15 hinter mir und bin gleich da. Euphorie.
Nur mehr eine ¾ Runde ums Stadion, durchs „Marathontor“ und 300 Meter im Stadion auf der Tartan bahn. Gänsehaut! Doch entweder ist das Stadion gewachsen oder wir drehen doch 2 Runden herum: Mindestens 4x denk ich mir: Yessss! Davorne biegst du ab und lässt dich feiern. Endlich hab ich die zusätzlichen 500 m auch hinter mir, Marathontor, Nebel und Discolichter und rein in den Himmel. Die Kunststoffbahn ist ein Traum so griffig und leicht zu laufen, Hochstimmung pur überflutet mich. Irgendwer übertönt den Platzlautsprecher: „Tschitschi!“, die Kranke ist gut bei Stimme (danke Elisabeth, das hat noch das letzte Dope in mein Hirn gepumpt).
Die Zielrampe kommt näher, ich lauf euphorisch hinauf, mir steigen die Tränen hoch, Glücksgefühl pur, drück auf die Uhr (Stoppen kann sie ohne Speicher) 3:27 irgendwas. Wow!
Medaille, Handkuss der Überreicherin, geh fassungslos ins Grüne. Dreh um und schnell zurück zum Ziel: JM kommt mit Zeichen der höchsten Anstrengung durch, freu mich sehr mit ihm!! Dann der erste Schluck Bier zusammen auf der Wiese, das war definitiv das beste Bier meines Lebens.
Fazit: Toller, wunderschöner und hervorragend organisierter Lauf. Allerdings: Viel schwerer als aus der Selbstbeschreibung ablesbar, schwerer als Wien. Ich hatte das Glück einen Traumtag zu erwischen, sodass es mein leichtester Marathon war.
Meine Zeit 3:27:29. (alte PB war 3:39:30) JeanMaries fabelhaft ästhetische Zeit 3:30:00 (ohne mein Schuhbandelschusseln ca unordentliche 3:29:45)
Dank Euch Christian