Glockner Berglauf
Glockner 06
Tja, was wusste ich vorher? Dass es auf 13 km ca 1500 HM waren, dass am Ende eine widerwärtige Steigung wartet und dass man kaum wirklich trainieren konnte.
Denn, was will ein Wiener Wanderer am Dach Österreichs schon erreichen?
Spaß wollte ich haben und wieder eine neue Seite des Laufens kennenlernen.
Heidi und ich fuhren am Samstag von Wolfsberg nach Heiligenblut bzw Döllach, wo wir im Gasthof Marx übernachteten. Die Startnummernabholung gestaltete sich problemlos, wir trafen auch Kitty, der endlich aus der Anonymität ins wahre Leben trat. Ein großer Gewinn für unsere Gruppe, in menschlicher und sportlicher Hinsicht.
In der Nacht vor dem Lauf spielte scheinbar unter unserem Fenster eine Volksmusi-Band, die erst gegen Mitternacht Ruhe geben wollte, dennoch eine sehr gute Nacht vor dem großen Tag.
Die üblichen Morgenrituale wurden an vielen anderen stellen bereits zur Genüge beschrieben…, daher lass ich das diesmal.
Am Startgelände gönnten wir uns noch eine tolle Massage und wurden von einigen Damen mit Kräuteressenzen besprüht
Dann der Startschuß… und schon ging es bergauf… erst nur leicht, aber von nun an, ging es los. Und siehe da, plötzlich war Mischa an meiner Seite. Wir unterhielten uns, er war erst knapp vor dem Start ins Startgelände gekommen und wenige Sekunden vor dem Start in die Startgruppe gestoßen.
Bergauf… erst laufen, aber eigentlich wozu.. wenn gehen zumindest genau so schnell sein kann, wozu dann laufen? Ich konnte irgendwie ein nettes tempo auch gehend erreichen und fing an zu überholen. Das Gelände wurde aber nicht flacher, es war immer und immer steiler. Nach jeder Kurve wurde es steiler.. und es ging dennoch weiter.
Aber irgendwann musste das ja ein Ende haben, wir waren ja alle „nur“ Menschen, nur einfache Hobbyläufer, keine Supermänner, daher konnte es nicht ewig so weitergehen.
Und ich sollte Recht behalten.
Bald traf ich den „man of the race“, Gunnar aus Hamburg.
Wir unterhielten uns lange Km´s, er hatte scheinbar die Strecke auswendig im Kopf und dann noch als eingeschweißten Zettel in der Hand. Das Höhenprofil war perfekt und so wusste er, wann wir etwas ebener laufen konnten.
Überholen war immer wieder möglich, zwar schwer, aber doch.
Leider, und das ist der einzige Minuspunkt des Laufes…, ich konnte mir diese wundervolle Natur nicht genauer anschauen. Diese Wasserfälle, die traumhafte Landschaft und die Felsen.. ich erinnere mich hingegen viel besser an Gunnars Asics 2100 als an diese herrliche Umgebung… schad drum.
Nun, es ging weiter.. über Almen und Gebirge. Über Felsbrocken, die vor Ewigkeiten vom Gletscher persönlich abgeschmiert wurden, und über steile Hänge hinunter.
Gerne hätte ich versucht, es Stefan70 gleichzutun und ein wenig runter Gas zu geben, aber…. wie hätte ich hier überholen sollen? Manchmal einige erfolgreiche Versuche, auszuweichen, da konnte ich massenhaft Plätze gutmachen. Aber „mein“ Tempo konnt ich kaum finden, aber wozu auch, ich hatte ja kein Glocknertempo. Außer, so gut ich konnte einfach rauf und vor.
Einige Male knickte ich um, fiel fast, aber das war kein Problem. Und Gunnar war immer in meiner Umgebung. Als er mich einmal wieder überholte, ca nach 11 km meinte er nur.. sub 2 gingen sich leicht aus.., ich war skeptisch. Aber wozu auch, meine Zeitvorgabe war 3:30 und sonst nichts.
An einem wundervollen Gletschersee liefen wir entlang, ich ließ die schnellen Kollegen aus dem Hintergrunz vor, und überholte die, die sich das Rennen ein wenig schlechter eingeteilt hatten. Im Gegensatz zu noch früheren Wochen hatte ich keine Knieschmerzen und konnte auch 2 und 3 Stufen auf einmal nehmen. Ich kürzte über die Falllinie ab, statt den Trampelpfad zu nutzen und hatte wieder überholt.
Nun, auch wenn ich nun schon auf den letzten paar hundert Metern war, ich konnte noch überholen. Kraft hatte ich ja ohnehin schon seit ca 10 km keine, aber was solls. Es ging ja auch anders.
Irgendwie schaffte ich es, Gunnar noch abzuschütteln und ging einfach rauf.
Hirn abschalten und gehen. Einfach nur gehen. Stufe über Stufe, oder 2 Stufen über 2 Stufen.
Dann das Schild.. noch 300 Meter. Es änderte sich nichts, an der Steilheit.
Bei 200 Metern ging es plötzlich schon mit Aussicht auf ein Ende etwas flacher.., dann noch 100 Meter, eine Kurve, ich überholte noch 2 Kollegen und lief so schnell ich konnte ins Ziel.
Die Uhr zeigte.. 2:02, meine Pulsuhr, meine Nettozeit aber 2:00:50
Na, das war doch nun was anderes.
Das klingt ja schon netter.
Gleich drauf kam Mischa, der einen sehr lockeren Eindruck machte. Ich holte schnell Heidi und meine Bekleidung und wartete auf meinen Schatz. Heidi bog bald nach 2:30 um die Ecke und sprintete dem Ziel entgegen.
Ich war sehr stolz auf sie und unsere gemeinsame Leistung.
Die Siegerehrung war eine Schau der großartigen Leistungen, allen voran J. Whyat, der scheinbar in einer Fabelleistung das Rennen vor einem Italiener gewann.
Und dann war da noch Kitty.. ich sag nur 1:55
Bravo Heidi, Kitty, Mischa, Bravo an alle die mit diesem tollen Berg gelaufen sind.
u