Wienerwaldmarathon 06
Wienerwaldmarathon 2006
Heidi und ich hatten uns bereits vor längerer Zeit vorgenommen, diesen Marathon zu wagen, jedoch ohne eigentlich zu wissen, was ihn so besonders machen würde.
Gut, ich war vor Jahren einmal in Zermatt gelaufen, aber der war ja hochalpin, und einmal vor 5Jahren auch den Untersberg, doch, der hatte ja nur 600 HM und nicht, wie der Wienerwald 1500. Wie sollte das denn eigentlich überhaupt gehen, 1500 HM im Wienerwald? Wo findet man denn das, außer man läuft 20 mal die Nase rauf und runter..( eine wohl nur für Masochisten reizvolle Vorstellung)
Nun, die Vorbereitung verlief ja praktisch optimal, wir haben gut gegessen..
In der Früh, Tagwache um FÜNF, klarer, blau-grauer Himmel, keine Wolke zu sehen. Sogar ich, der bekennende NICHT-gern Frühaufsteher, versuchte mich pünktlich zum Abmarsch bereit zu halten. Am Praterstern angekommen, merkte meine Holde, dass sie leider Ihre Vorteilscard der ÖBB vergessen haben dürfte. Der anschließende Sprint zu Bahnsteig und Zug führte im Anschluss zu etwas übersäuerten Beinen und einer absolut perfekten Marathonvorbereitungsstimmung. (so nach dem Motto.. das wird so ein Sch..., wenns jetzt schon mühsam ist). Ach wie herrlich, dass ich über dem allen stand, dass mir diese Hektik und Panik soo fremd war, mir dem alten Hasen.
Nach unserer Ankunft in Mödling suchten wir das Startgelände, unwissend, dass sich dieses zwar bei der in der Ausschreibung erwähnten „Goldenen Stiege“ befand, nicht jedoch die Volksschule, welche als Headquarter der Gesamtveranstaltung diente.
Gut gelaunt und entschlossenen Schrittes.. wär ich gern gegangen, doch langsam merkte der scheinbar nicht nur alte, sondern auch falsche Hase, dass er einen absoluten Kapitalfehler eingebaut hatte..., der Rucksack war ein wenig schwer und nachdem ich mir auch noch in guter alter Machomanier eingebildet hatte, Heidis Rucksack tragen zu müssen, fühlte ich mich bereits 40 Min vor dem Start Völlig übersäuert. Soviel zu gut gelaunt und motiviert.
Endlich in der Schule angelangt waren wir von der herzlichen Organisation sehr positiv überrascht. Keine Hektik, alle lachten, scherzten, es gab keine Probleme, keine Missverständnisse und man hatte den Eindruck, dass sich alle auf das Ereignis freuen würden.
Und mein Kreislauf spann plötzlich. Ich musste mich auf den Boden legen, hatte alle Zustände. Ich dachte an frühere Marathonsiege, nur, so ein Gefühl hatte ja eigentlich noch nie..,Na das kann ja lustig werden.
Eher zufällig schnappte ich auf, dass ein Bus von der Volksschule zum Startgelände unterwegs war, Gott sei dank erwischten wir ihn, denn des sollte eine Fahrt von sicher weit mehr als einem KM, wenn nicht überhaupt 2 werden.
Im Startgelände nun.. ein kleines Grüppchen von (Selbstbeschreibung eines Laufkollegen..)“ Irren“, unter denen jedoch einige an Wahnsinn besonders reiche hervorstachen.. Jean Marie, das wäre dein Lauf gewesen. Ein eher unscheinbarer, fast schüchterner Mann, so aussehensmäßig um die Mitte 60 entpuppte sich als jener Irre, der in seinem Leben bereits jeden Wahnsinn überbietende 1400 (EINTAUSENDVIERHUNDERT) Marathonsieg gelaufen ist. Selbst wenn es peinlich war, dieser Legende musste ich die Hand schütteln.
Ok und damit ich nun langsam auch was über das Rennen an sich schreibe..
Ich hatte noch zuvor versucht, meinen Kreislauf dadurch zu beruhigen, dass ich mich schlicht und ergreifend flach auf den Boden legte, da merkte ich, dass ich mein Kopftuch, dass ich sonst ja bestimmungsgemäß trug um meine ungewaschenen Haare zu verstecken, um den Hals gebunden hatte.., nun der Atmung war dies nicht wirklich förderlich.
Nachdem ich auch noch diesen Fehler korrigiert hatte, ging es bald los.
Ein paar Meter begleitete ich Heidi, doch wir einigten uns, dass ab nun jeder sein Tempo laufen sollte.
Ich lief also.. erst mit diesem, dann mit jenem, so manche Typen blieben mir gut im Gedächtnis, wie zb der eine Kollege, der den Wienerwaldmarathon zu seinem allerersten Marathon erkoren hatte. Bravo, er hatte es auch geschafft.
Dann die vielen Eingeborenen... äh, Ortsansässigen, die freilich einen großen Vorteil hatten, was die Strecke betraf. Der Kurs
selber war ja sagenhaft. Dem Schreiber mangelt es leider an der botanischen Kenntnis, um die Bäume auch benennen zu können, doch, was gibt es für einen laufenden Wanderer schöneres, als durch einen dichten Wald zu laufen? Laufen, Gehen, Laufen, es ging ja nicht drum, einen guten KM-Schnitt zu erreichen, sondern nur, um ohne zu übersäuern die nächste Steigung zu überstehen. Die Strecke selber.., sie war wunderschön, war ein unglaublicher Genuss. Noch dazu konnte ich streckenweise, ja sicher praktisch die Hälfte des Laufes alleine genießen, so aufgefächert war das Feld. Ich hatte Heidi und mir im Vorfeld des Laufes einen Streckenplan vorbereitet und in Plastik eingeschweißt, so konnten wir uns auf die Steigungen ein wenig vorbereiten.
Mich persönlich irritierte ja massiv, dass (wohl aufgrunz der Tatsache, dass der Marathon im Rahmen eines Wandertages stattfand, an mehreren Punkte Wegweiser angebracht waren, die Läufer in die eine Richtung, Wanderer jedoch in eine andere wiesen. Ich verleugnete meine Abstammung und schloss mich den Läufern an.
Die beiden Hauptanstiege der Strecke, einer ungefähr bei km 21, der andere bei 32 konnte ich zum Großteil nur gehend bewältigen, doch war es kein Problem, gehend einige „Läufer“ zu überholen.
Wenn ich wirklich ein Problem hatte, dann, nach 15 min. Bergaufgehen wieder ins Laufen zu finden. Da schleppte ich mich zumeist zur nächsten Verpflegung, dann gings wieder einigermaßen.
Apropos Bergauf.., Bergab, ach, Stefan ich danke dir! Ich hab gelernt, dass man da einfach nicht bremsen darf und konnte ob dieser Erkenntnis viele Plätze gewinnen. Von Stein zu Stein, von Wurzel zu Wurzel und zwischendurch Tempo machen, wenn da vor mir ein Wanderer auftauchte, gabs einen markerschütternden Schrei..“Entschuldigung, darf ich bitte..“ und weiter.
Positiv fiel mir auf, dass mich ab km 10 eigentlich mit 2 Ausnahmen niemand überholte. Vielmehr wurden sie fernen Gestalten in Laufgewändern immer wieder größer, bis ich sie freundlich grüßend überholte.
Nach ungefähr 4 Stunden setzte dann auch der angesagte Regen ein. Jedoch nicht unangenehm. Die Steigung bei KM 33 wurde dadurch zwar ein wenig glitschig, doch bedeutete auch das kein großes Problem. Irgendwie genoss ich diese Natur so sehr, dass mir an einer Zeitvorgabe nichts mehr lag. War ich bei KM 22 erst nach knapp 2:30 angekommen, so sollte zwar ab ca KM 34 alles nur noch bergab gehen, aber was solls, Hauptsache ich durfte diesen wundervollen Lauf weiter genießen.
Nach einem recht angenehmen Flachstück im Wald gab es eine Kontrollstelle, eine kleine Kehre, welche ein kurzes aber giftiges Bergaufstück beinhaltete. Ich sah allerdings genau auf dieser Passage, dass die Herrschaften hinter mir bereits ziemlich groggy waren und gab Gas. Jetzt sollte es nach meinem Plan nur noch bergab gehen. Für knapp 8 KM. Wie das gehen sollte, war mir unklar, ist mir bis heute unklar, aber was solls, ich ließ es einfach laufen. Und es war eine Freude. Offenbar hatte ich noch genug Kraft in den Beinen um zu beschleunigen, ich schluckte Läufer um Läufer. Während viele sich nur noch ins Ziel retten mußten, ging es mir nun besser als noch 30 km zuvor. Hey, das war lustig :-))
in der Stadt angekommen, liefen wir zuerst zu meinem Entsetzen (Schluß mit lustig) am Startgelände vorbei, und wurden in ein Kurvengeschlängel geleitet. Na Hallo, da geht’s ja unerfreulich hinauf. Ein Kollege, der scheinbar am Ende seiner Kraft war wurde von mir angebrüllt...(KUMM, GEMMA, das Packen wir auch noch!!!!!!!) und dann mußte ja bald das Ziel erreicht sein.
Nein, noch Stiegen, Treppen, Unterführungen, teilweise noch Wege, die maximal 70 cm breit über hohe Stufen hinter den Zäunen der Häuser vorbei. Aber ich war eigentlich sehr gut drauf.
Dann noch massenhaft Kurven in der Altstadt und plötzlich stand da ein Herr Resnik vor mir, der mit lauter Mikrostimme verkündete, dass ein Herr Wanderer im Ziel sei.
4:45, naja, die Zeit ist Nebensache, es war mehr als ein Marathon. Es war Urlaub, es war eine Freude. Freilich ein Stadtmarathon ist was feines, aber die Natur ist immer noch unersetzlich.
Ich ließ mich kurz mit diesen Elektroschockpads, die von der Firma Bständig angeboten wurden massieren, und wartete im Ziel auf Heidi. JÖÖÖÖÖ, da kam sie schon angeflogen. Eigentlich sah sie weitaus frischer aus, als auf Malta, oder auch beim Wienmarathon.
Im Ziel, beim Umziehen in der Volkschule kam sofort ein Herr der Organisation zu uns und fragte, wie es uns gegangen wäre, ob uns der Lauf gefallen hatte. Auf diese Frage ein UNEINGESCHRÄNTES JA. DANKE für den WIENERWALDMARATHON 2006