Mein erster Marathon
MEIN ERSTER MARATHON VCM 7.5.2006
Mein erster Marathonlauf wird kein Spaziergang sein,das war mir schon bevor ich mich anmeldete, sonnenklar.
Schon die letzten Tage davor waren von einem Wechselbad der Gefühle durchlebt, da meine Füße nach dem letzten euphorischen Tempolauf schmerzten, besonders war die Achillessehne beleidigt. Am vorletzten Tag verschwanden die Schmerzen und die Angst davor vollkommen, da ich mich nun sehr wohl fühlte und die Regenerationstage gegriffen haben.
Die Vorbereitung war lang und hart für meine Verhältnisse, da ich heuer bis dato fast 1000 km gelaufen war und normal nur 1200 km im Jahr laufe.
Trotz wirklich strengen Winterverhältnissen verlor ich nie meine Freude und Motivation für den 7. Mai und der Gedanke an Tag X war berauschend.
Der Tag begann total super ausgeschlafen mit einem normalen Frühstück wie immer, Kaffee und zwei Marmelade-Toasts, bevor ich von zu Hause weg fuhr, trank ich noch etwas von dem blauen süßen Gesöff , von dem ich jetzt länger nichts mehr sehen kann.
Auf den Stufen zum Donauplex hieß es im Forum, dort war der Treffpunkt bevor es zu den Startblöcken ging, es war beruhigend mitten unter den erfahrenen Marathonis noch ein paar Minuten zu verweilen bevor es endgültig ernst wurde.
Der Weg zu meinem Startblock B2 erlebte ich bereits irgendwie wie in Trance. Es war wie in einer anderen Welt, die vielen Lkws die mit den Garderobensäcken gefüllt wurden, die vielen Menschen die sich langsam in eine Richtung fortbewegten, ich sah in freudige, ernste und lachende Gesichter. Schlussendlich erreichte ich meinen Startblock, wo ich dann auch Heidi und Ulrich wieder traf. Beide sollten mit mir weglaufen. Es dauerte nicht mehr lange und ich hörte die Sirene, langsam bewegte sich diese Masse von Menschen und auch ich . Mit dem Laufen ging es dann relativ schnell , hatte mir vorgestellt es würde länger dauern.
Auf der Reichsbrücke, genau das war es, was ich mir immer wieder vorstellte, aber es war nicht so wie ich es mir hundertmal erträumt hatte, nein es war anders, ich konnte die Brücke einfach nicht mehr sehen, es waren zu viele Menschen darauf und ich in der Mitte der Brücke eine sehr kleine Person war umringt von Riesen. Ich sah dann noch Karin (Kasl) sie stand auf dem Block in der Mitte der Brücke und fotografierte. Da ich keine so tolle Pulsuhr habe, wo ich meinen KM-Schritt erkennen kann, wusste ich nicht genau wie schnell ich bereits war und stellte dann bei KM 5 fest, ich war bereits um 2 Minuten zu schnell. Macht nichts dachte ich mir hab ich einen Polster. Ich lief in diesem Schritt weiter weil es so mühelos und flüssig war und ich mich wohl fühlte. Bei KM 10 stellte ich fest, dass ich meinen Polster ausgebaut hatte, ich schaute ob ich irgendwo die Heidi noch sehen konnte und musste feststellen, dass sie schon weit vorne war und noch ein schnelleres Tempo drauf hatte als ich. Ich wusste jetzt dauert es nicht mehr lange und ich treffe meine Lieben in der Weinzeile wie ausgemacht und bereits nach der Secession sah ich meinen Sohn der mir die Wasserflasche reichte. Ich war gerettet, dachte ich mir , es kann weitergehen. KM 15 , war super das Tempo war im Flow so wie ich es mir immer wieder im Training vorgestellt habe. Seltsam war nur, dass ich Schönbrunn verpasste , da musste ich irgendwie weggetreten sein, aber da war ja auch vor oder danach genau weiß ich das nicht mehr, die Staffelübergabe, welche besonders stimmungsgeladen war und mich wie auf Wolken weiter in die Mariahilfer Straße trug, wo mich Harti einholte der mich fragte ob ich den ganzen oder halben laufe, er wollte noch ein bisschen mit mir plaudern, aber ich schickte ihn los, er war mir bereits zu schnell. Endlich der Ballon , einzigartig auf der Strecke nicht zu verkennen und Manfred (Frdmann)„darangehängt“, begleitete mich bis zur Kamera und schon war dies auch geschafft.
Nun ging es weiter über den Ring zur Lichtensteinstraße wo meine Lieben und Freunde schon auf mich warteten, ich bekam meine Flasche und ein Powergel war jetzt schon dringend notwendig. Nur jetzt machte sich etwas an meinem Hals zu schaffen, es war ein kleiner Krampf , nicht sehr schmerzvoll aber unangenehm, ich dachte sofort an mein Herz, Herzversagen, so schoss es durch meinen Kopf, aber nicht lange Gott sei Dank , ich achtete mehr auf die Atmung und die Verspannung löste sich auf. Nun kam aber ein anderer Gedanke auf, nachdem ich mir schon etwas Sorgen machte wegen meines doch etwas zu hohen Anfangtempos .Der Gedanke machte mir nun Angst nicht mehr das Ziel zu schaffen, ein Einbruch auf den letzten KM war zu erwarten.Mir wurde genau jetzt bewusst, dass ich noch einmal so lange laufen musste und das in diesem Tempo. Irgendwo auf dem Weg in die Schüttelstrasse als ich die anderen Läufer auf der Gegenfahrbahn sah, wurde ich wieder abgelenkt und ein mir bekanntes Urvertrauen breitete sich aus und ich genoss den Lauf in den Prater . Ich wusste nun die KM 30 sind greifbar und dort wartete mein lieber Freund Alexander der mich ins Ziel begleiten wird. Ein Powergel noch schnell verzehrt und Alexander übernahm meine Getränkeflasche und plauderte mit mir dass ich total meine bereits müden Füße vergaß. KM 35 in 3:21 Alexander eröffnete mir wenn ich noch genug Kraft habe könnte ich es unter 4 schaffen, das kostete mir aber nur ein müdes Lächeln, denn ab jetzt spürte ich bereits leise den kommenden Einbruch. Ich sah Manuela ganz alleine am Rand von der Schüttelstrasse stehen, sie feuerte mich an , ich freute mich sehr darüber , danke Manuela.
Ab diesem Augenblick wurde es zäh, Alexander versuchte mich aufzuheitern aber schön langsam versank ich in Selbstmitleid, es tat schon sehr weh auf KM 38,
Alexander redete noch was von Gas geben auf den letzten zwei Kilometern, von dem wollte ich aber nichts mehr wissen, mein Schritt wurde immer langsamer, diese verdammten Schmerzen wurden auf der Steigung am Ende der Schüttelstraße Kurve Richtung Ring so massiv, ich hängte mich kurz auf den Arm von Alexander, das gab mir ein bisschen Auszeit , dann gab ich mir wieder einen Ruck. Ich muss das sagen , die Schüttelstraße war alles andere als motivierend für mich , erstens fuhr ein gestörter Motorradfahrer in die Masse der Läufer, hätt mich fasst gerammt, dann waren Fahrradfahrer und Skater unter uns und störten irgendwie und ein Rettungsfahrzeug fuhr einige Zeit neben mir auf der Fahrbahn. Es saßen bereits einige Läufer am Rand der Straße, mir fuhr die Angst in den Nacken, ich glaube das nennt man den Hammermann der sich bei mir nun meldete. Aber ich ließ mich nicht ein auf seinen Handel, deswegen ging es weiter und km 40 war geschafft. Nun nur mehr zwei km, ich wusste , diese zwei werden die längsten meines Lebens sein und das wurden sie auch, obwohl doch noch mit einem 7er KmSchnitt bezwungen (was mich im Nachhinein stark wunderte, kam mir langsamer vor).
Der Einlauf war Himmel und Hölle zugleich, ich war so glücklich und gleichzeitig litt ich, die Schmerzen in meinen Füßen wurden immer stärker, ich wollte noch etwas schneller werden, traute mich aber nicht, denn ich spürte etwas in der Wade klingeln, und ich war mir bewusst das wird ein Krampf . Alexander sagte noch zu mir, nach der Kurve hast du es geschafft und plötzlich sah ich die Anzeige, 4h 08 – die Hände in die Höhe gerissen, ein Lächeln muss unbedingt sein und ich lief auf den allerletzten Reserven ins Ziel. Als ich hörte eine Netto Zeit von 4:06 – war ich überwältigt, Ehrgeiz und diese Leidenschaft fürs Laufen trieben mich zu dieser Zeit, heute einen Tag danach, hab ich noch immer dieses innere Glühen, ich hoffe es bleibt mir noch ein wenig erhalten.
Ich bedanke mich bei allen , die mich bis zu diesem Ziel begleitet haben, bei meinem Mann, meinem Sohn, meinem Freund Alexander, meiner Freundin Martina aus Deutschland und euch natürlich liebe Foris, die ihr mich so nett betreut habts, auch wenn ich mal eine blöde Frage stellte, wurde mir Auskunft erteilt, ohne mich auszugrenzen, hab mich auch persönlich in eurer Runde sehr wohlgefühlt und möchte da auch bleiben , n u r ob ich sobald wieder einen Marathon laufen werde, möchte ich heute noch nicht entscheiden, da ich noch andere sehr reizvolle Sportarten pflege und ein Marathonlauf schon sehr viel aufwendige Arbeit für mich bedeutet.
Das war er ! Er ist schon wieder vorbei ! Die Schmerzen vergehen, der Stolz bleibt – wie wahr !
NACH dem Marathon ist VOR dem Marathon