Projekt VCM (2004) 2006 - ein Bericht
Entschuldigt, wenn ich etwas weiter aushole, aber das muss jetzt sein.
Begonnen hat mein Projekt VCM eigentlich im Februar 2004 mit dem festen Vorsatz in Wien den Marathon zu laufen. Seit 2001 war ich regelmäßig laufen – teilweise täglich.
Mein erster Weg war damals zum Internisten (selbst begeisterter Läufer und Sub-3-Marathon-Läufer), der mich aufs Ergometer setze und zur Assistentin meinte: „350 Watt packt er schon“, die schaute nur ungläubig, aber wenn’s der Herr Primar sagt ;-) Es sind dann schließlich 367 Watt geworden, der Internist war mit dem Belastungs-EKG sehr zufrieden und meinte, damit sollten sich 3:30 ausgehen. Für mich unvorstellbar. Am übernächsten Tag kam aber der Dämpfer: Ein wunderschöner Lauf in 30 cm Neuschnee, aber bei einem kleinen Sprint 5 km von zu Hause entfernt gab es mir plötzlich im linken Knie einen extremen Stich. Nachdem dort, wo ich im Waldviertel laufe, schon im Sommer wenige Leute unterwegs sind, war bei Schneefall natürlich überhaupt niemand anzutreffen. Also bin ich nach Hause gehumpelt, am übernächsten Tag waren die Schmerzen noch immer da, also ab zum Hausarzt (auch ein Läufer), der Bänder- oder Meniskusschaden ausschloss, mich aber zur MRT schickte und mir Laufverbot erteilte. Nach der MRT-Untersuchung wieder zu ihm und das ernüchternde Ergebnis: „Laufen sollten Sie nicht mehr, aber schauen Sie noch zu einem Orthopäden, der auch etwas von Sport versteht.“ Also auf zu einem Orthopäden und nach zwei Ordinationsbesuchen plus Stehend- und Liegendröntgen der Befund: „Sie können wieder laufen gehen, solange nichts weh tut. Vorerst sollten Sie aber nicht für einen Marathon trainieren.“
Nachdem mich die Faszination aber nicht losgelassen hat, habe ich mich im Sommer für den Halbmarathon in der Wachau angemeldet – Ziel: durchkommen und unter 1:50 Stunden. Der Lauf war sehr schön und bis auf die Kremser Altstadt ists mir gut gegangen – Mission mit 1:48:14 erfüllt.
Nächstes Ziel: Halbmarathon in Wien 2005 unter 1:45 Stunden. Allen die voriges Jahr gelaufen sind, brauche ich ja nicht erzählen, wie das Wetter war (Hut ab vor denen, die voriges Jahr den ganzen Marathon gelaufen sind!) und so war es schon bis zum Technischen Museum eine Qual. Als Mann kennt man ja die Mariahilfer Straße vom Einkaufen auch nicht so *fg*, aber die erschien mir endlos. Bei einem U-Bahn-Abgang dachte ich, das ist schon die Neubaugasse, dabei wars erst der zweite Abgang der Zieglergasse ;-) Mit 1:46:46 hab ich damals das Ziel klar verfehlt, aber auch gleich wieder ein Ziel für die Wachau gehabt.
Nach den Fun-Triathlons in Litschau und St. Pölten bereitete ich mich auf die Wachau mit Laktat-Test und einem Trainingsplan vor – die 1:45 mussten geknackt werden. Ganz kurz: Gemütlich Anreise mit Manfred und 1:39:11.
Nachdem es meinem Knie bei den Läufen immer gut ging, musste jetzt einfach der Marathon das nächste Ziel sein. Am 23. Dezember 2005 habe ich mich dann angemeldet – was schenkt man sich sonst zu Weihnachten? ;-)
Am 1. Jänner begann das Training – zwar gezielt, aber nicht übermäßig viel, da ich doch auch immer an mein Knie denken musste. Am 2. April war dann der Halbmarathon in Bratislava, wo ich 1:45 bis 1:50 als Ziel hatte, da mir in der Woche davor meine Allergie sehr zu schaffen machte. Christian (Tschitschi) meinte dann aber im Auto, dass er 1:40 laufen möchte, also habe ich mich bis knapp vor km 15 an ihn angehängt, dann war er aber einfach zu stark – oder ich zu schwach (wie war das mit den Fishermen’s Friends? *g*). Er lief dann eine tolle Zeit, ich eigentlich auch über meinen Erwartungen in 1:40:02 (netto, in den Listen haben sie ja nur die Brutto-Zeiten ;-)).
Die Knieschmerzen nach meinem 31 km-Longjog habe ich hier ohnehin gepostet, aber nach kurzer Verunsicherung haben mich die Postings von Tina und Jean-Marie doch sehr beruhigt – danke noch einmal!!!
Nachdem der Halbmarathon in Bratislava nach einem Käsekrainer-Hot-Dog beim Fortgehen mit Kolleginnen um 3 in der Früh so gut gegangen ist, habe ich mir auch noch vorigen Dienstag zwischen Vormittags- und Nachmittagsunterricht noch ein Käseleberkäse-Semmerl genehmigt. Ein Kollege meinte nur: „Hartwig, ist das die optimale Vorbereitung?“ – JA, das war sie ;-)
Wers bis jetzt ausgehalten hat – alle Achtung! Jetzt komm ich erst zum Marathon-Wochenende ;-)
Freitag: Startnummern-Abholung – viele bekannte, einige neue Gesichter aus dem Forum – vor einigen bin ich „davongelaufen“ da ich sonst noch eine Stunde zahlen hätte müssen.
Samstag: Philharmoniker mit Buchbinder – endlich einmal im Musikverein. Jetzt kann ich’s ja sagen, dass ich davor noch nie dort war ;-)
Sonntag:
Wecker läutet um 5:58, Radiowecker meldet sich um 6 – Radio Wien meldet gutes Marathonwetter. Da „meine“ Bim erst um 7:12 gefahren ist, musste ich natürlich noch kurz ins Internet schauen – eine PN mit Jean-Marie, ob der Treffpunkt beim DZ eh passt und dann ab in die Bim – im Gegensatz zu meinem Traum von Mittwoch auf Donnerstag mit eingebundenem Chip ;-)
Die Fahrt vom Schwedenplatz nach Kagran war nicht gerade bequem – nur die letzte Station, weil da waren schon fast alles draußen. Beim DZ warteten schon einige Forumianer – wieder neue und bekannte Gesichter. DER Vorteil vom DZ war sicher, dass dort jeder von uns eine eigene Klokabine hatte – wo hat man das sonst im Startbereich?! Danke auch hier für diesen tollen Treffpunkt.
Der Start war ganz gut, aber das Tempo zu Beginn einfach eine Katastrophe und in der hauptallee wurde es schon ziemlich schmal. Die erste Verpflegungsstation konnte ich zum Glück auslassen, da mein älterer Bruder (mit Freundin – einer muss ja auch fotografieren *g*) bei km 8 mit einer Wasserflasche+Traubenzucker auf mich wartete. Die Schüttelstraße kam mir heuer nicht so „steil“ vor wie voriges Jahr und die Übergabe funktionierte perfekt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon mein Tempo gefunden und es ging weiter Richtung Ring – auch dort ließ ich die Verpflegungsstation aus, da bei der Kettenbrückengasse mein jüngerer Bruder (auch mit fotografierender Freundin) wartete. Die Wienzeile ging heuer viel lockerer als im letzten Jahr und bei km 15 nahm ich dann auch etwas Powerade zu mir. Wie es Jean-Marie irgendwo geschrieben hat, sind die Staffelübergabestellen für allem für die Psyche sehr gut: Ich komme dort vorbei und da stehen noch sooo viele B-Läufer :-) In der Kurve zur Schlossstraße standen dann zwei Kolleginnen, die sehr brav angefeuert haben. Kurz vor dem Westbahnhof gabs dann die dritte Wasserflasche und so verlor ich auch bei der nächsten Verpflegungsstation kaum Zeit. Als ich Manfreds Ballon sah, bewegte der sich plötzlich und ich war noch gar nicht dort – war dort ein anderer Läufer? Ja, Helga war vor mir bei Manfred, da musste ich schnell aufschließen, in die Kamera winken und dann gings weiter. Wie Helge geschrieben hat, war ich da gerade etwas zum Tratschen aufgelegt, aber etwas zu schnell für sie, also ab auf den Ring. Da kam mir kurz in den Sinn, dass ich zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr völlig fertig war und gar nicht gescheit mitbekommen habe, wie ich durch das Burgtor gelaufen bin und jetzt habe ich zwar noch einmal die gleiche Strecke vor mir, aber mir geht’s super!
Vorbei an der Uni und vielen C-Staffel-Läufern – scheinbar war ich noch immer gut drauf! Ab in die Liechtensteinstraße, wo mein Bruder wieder gewartet hätte, ich aber noch genügend Wasser hatte und das auch schon etwas im Magen gespürt habe, also dankend abgelehnt, vorbei an herbert haupt (hat sehr brav geklatscht) und weiter Richtung Alserbachstraße. Beim Franz-Josefs-Bahnhof spürte ich mein Knie und ich musste an meinen Longjog denken, aber dann dachte ich mir, „heute tust du mir nicht weh, heute nicht“ und das Knie blieb dann auch ganz brav ;-) Kurz vor km 25 war dann das Wasser doch etwas zu viel und ich musste kurz die Botanik des Donaukanals aufsuchen. Aber trotz Ausflug und Verpflegungsstation beim km 25 lief ich den Kilometer in 5:58. Diesmal nahm ich mir eine Banane, die ich in kleinen Bissen aß.
Bei km 26 feuerten dann wieder meine Kolleginnen an und kurz darauf war wieder mein Bruder mit Wasser und Traubenzucker – der nächste ausgemachte Punkt war erst bei der Stadionbrücke nach km 36. Auf der Schüttelstraße kamen mir dann einige sehr schnelle Läufer entgegen und mit einem Blick auf die Uhr dachte ich mir – das sind die Sub-3-Läufer, da müsste doch irgendwo Bani kommen. Bald sah ich ihn dann auch und brüllte dem Läufer neben mir laut „Bani“ ins Ohr ;-)
Die letzte Staffelübergabe-Stelle war auch wieder ein Genuss, da dort immer noch viele Läufer auf ihre C-Läufer warteten. Die hauptallee war dann extrem zach – die km-Zeiten stimmten zwar, aber mir kam es einfach lange vor. Zwischendurch kam mir Jean-Marie mit einem Lächeln entgegen. Ich war dann aber ziemlich froh, als ich um das Lusthaus herum war – auf zur nächsten Verpflegungsstation, dort arbeitete eine (Anm. damals nur *fg*) Kollegin von mir – schnell ein Powerade genommen und weiter.
Bei km 36 kam mir Manuela entgegen, danach wartete schon mein Bruder und ich tauschte mein verschwitztes Kopftuch gegen eine frische Wasserflasche ;-) Mit der ging es dann bis in die Vorderer Zollamtsstraße. Meine Marschtabelle für 3:55 hatte ich zu diesem Zeitpunkt längst verworfen und ich rechnete kurz: Am Ring gebe ich noch einmal Gas, dann gehen sich sogar 3:50 aus.
Also auf den Ring und etwas mehr Tempo – am Stubenring sind dann auch noch einmal meine zwei Kolleginnen, die mich aber wegen des fehlenden Kopftuches fast nicht gesehen hätten und wieder Stimmung machen. Ab dem Schwarzenbergplatz werden die Leute immer mehr, mein Bruder meinte dann: „wie bei der Tour de France, das muss schon ein geniales Gefühl sein“ – und ja, das war es. Ich genoss den letzten Kilometer und konnte nur schmunzeln als der Cola-Mann sagte: „für Sie gehen sich 4 Stunden aus, aber Sie müssen sich schon beeilen.“ 4 Stunden?? Wenn ich mich beeile, bin ich in 3:50 im Ziel, also noch etwas schneller, auch bei km 42 auf der Uhr abgedrückt und durchs Burgtor (diesmal kann ich mich sogar an die ausgebesserten Asphaltflecken erinnern!) auf den Heldenplatz, ein paar Mal gewunken und dann durchs Ziel – ein einmaliges Gefühl :-)
Die Zeit viel besser als geplant und erhofft: 3:49:25 – der zweite HM um 2:30 Minuten schneller als der erste.
Kurz nach dem Ziel treffe ich dann Ulrich, der auf Heidi wartet, im Burghof dann noch Elquallo. Leider habe ich den Luftballon dann nicht gefunden, aber es war auch so mit meinen Brüdern sehr gemütlich.
Zu Hause nach dem Duschen bin ich dann aber müde geworden – sorry noch einmal an alle, dass ich nicht ins AAKH gekommen bin!!!
Insgesamt wars ein Supertag und das Gefühl einen Marathon gelaufen zu sein ist ein Traum!
Danke an meine Brüder + Freundinnen für die Betreuung an der Strecke, an euch für die Tipps und Aufmunterungen im Forum, die Kolleginnen an der Strecke bzw. der Verpflegungsstation und alle anderen Leute, die zur guten Stimmung entlang der Strecke beigetragen haben.