My first IM
16.7.2006 3.59 Uhr - mein Wecker läutet und ehe ich noch die Augen aufmache, frage ich mich, was ich hier mache. Dann reißt es mich, heute ist der große Tag!!! Mein Maxim-Carbo-Cake liegt in der Tupperdose neben dem Bett, aber ich will eigentlich nichts essen. Also aufstehen, duschen und ab in den Frühstücksraum. Wo sind die anderen Trias??? Ich hole mir einen Kaffee und kaue lustlos am (wirklich guten) Kuchen, als endlich einer nach dem anderen auftaucht und langsam Stimmung in die Bude kommt.
Gegen 5 Uhr Aufbruch ins Startgelände, das Wetter ist wunderschön, keine Wolke am Himmel, heute wird es heiß! Egal, denke ich mir, besser als viel Wind oder gar Regen. In der Wechselzone pump ich mein Rad auf, geb die Flaschen rein und treffe einige Leute, die Stimmung ist echt toll. Danach eincremen, auch den Nacken, damit der Neo nicht scheuert. Apropos Neo: beim anziehen, kommt der ORF und filmt mich minutenlang, wie ich dieses Ding anziehe, der Kameramann zooomt mir in Gesicht und ich komm mir reichlich doof vor. Danach schreiben sie meine Startnummer auf und fragen, ob es mein Erster ist, dabei schreit mir der Rookie doch aus den Augen.
Den Schwimmstart hab ich fast verpasst, weil ich noch draußen stehe und heule, die Stimmung hat mich einfach überwältigt. Durch meinen leichten Rückstand hab ich niemanden, der mich schlägt, die ersten 100 - 200 m bin ich ganz alleine, dann tauchen ein paar blauen Badekappe vor mir auf. Blau ist das Stichwort, wo sind eigentlich die Bojen??? Die sind ja angeblich auch blau, nur ich seh keine! Also schwimme ich auf gut Glück meinen Vordermännern hinterher. Das Schwimmen fühlt sich gut an, es geht so locker und ich habe das Gefühl (relativ) flott unterwegs zu sein. Im Kopf stell ich mich auf einen tollen Tag ein und ehe ich mich verschaue, bin ich an der ersten Boje vorbei, dann die zweite und schon geht es wieder zurück Richtung Kanal. Nur wo ist der Eingang zum Kanal?? In der Morgensonne kann ich nichts erkennen und verlasse mich wieder auf die Leute vor mir, irgendwann sind wir nahe an den Booten, zu nahe, die schreien irgendwas und die ganze Gruppe schwimmt plötzlich an links und schau, das ist dann auch der Lendkanal. Drinnen versuch ich mich an den Leute zu orientieren und plötzlich sehe ich den Bani. Ich versuche ihm zu winken, während ich weiterschwimme und hoffe, dass er merkt, dass ich ihn sehe. Dann plötzlich auf der anderen Seite Alex unser Präsi, der mir "Manu super" zubrüllt. Mit den beiden an meiner Seite schwimm ich in die Wechselzone und erstarre beim Blick auf meine Uhr: 1:40:xx, ach darum war das schwimmen sooo locker, ich hab gebadet!!! Sub 12 ade, jetzt kann ich mir einen gemütlichen Tag machen. In T1 brauch ich mit umziehen und eincremen über 10 Minuten und dann komm ich nicht gscheit in die Pedale rein...
Radeln: ich war sehr durstig, kein Wunder ich bin ja erst nach 1:52 aufs Rad gestiegen und versuchte meinen Rythmus zu finden. Also erste Labe und sofort Wasser gefasst, zwischendurch meine eigenen Getränke und Riegel gefuttert. Es ging flott dahin nur vor dem Ruperti musste ich schon das erste Mal in der Büsche. Der Ruiperti war ok, ich bin bewußt langsam rein gefahren und schön drüber gekommen, aber die (vergleichsweise) wenigen Leute dort waren schon eine Enttäuschung, auch den angekündigten DJ hab ich vermißt. Ich hab herum gerechnet, wenn ich nun die erste Runde 2:55 fahren würde.., Fakt war dass ich die erste Runde mit 3:02 beendet habe und ich schon wieder aufs WC musste. Wenn ich die zweite Runde im selben Tempo fahren würde, könnte ich dann noch einen gscheiten Lauf hinlegen??? Ich bin mir da nicht sicher und daher brauch ich ein neues Ziel: Finishen und einen schönen Tag haben!! Also Tacho ausgeschaltet und Puls weggedrückt, ich fahr ab jetzt nach Gefühl und das sollte sich als die richtige Entscheidung herausstellen. Auf der zweiten Runde hab ich dann nebenbei Spanisch gelernt, dank der gut 50 Mexikaner, die ich überholt habe, die Jungs und Mädels waren echt super. Auch Karl treffe ich und wir fahren ein kleines Stück nebeneinander, bevor ich weiterziehe. Die Zuschauer auf der Radstrecke waren eher spärlich, aber ich hatte die tollsten Fans auf der Strecke, beim zweiten Mal Ruperti ist "Tantchen" Heike sogar ein Stückerl mitgelaufen. Auf den letzten 30 km am Rad hatte ich Probleme am Aufleger zu liegen, da mein Trizeps völlig unkontrolliert zuckte und außerdem meldete sich mein rechtes Knie und die Fußsohle schmerzt. Na das kann ja ein lustiger Marathon werden. Radendzeit: 6:31 (inkl. 4 Pausen für kleine Mädels)
T2: Endlich aus dem rechten Radschuh draußen, und rein in die Laufmontur. Ich wußte jetzt schon, ich werde finishen und wenn ich 42 km gehen muss! Aber ich ging keinen Meter!!! Die ersten 2 km waren etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich war froh, zu laufen. Die Schmerzen in Knie und Sohle verschwanden und ich überholte Geher um Geher. Dann sah ich einen Radfahrer mit dem Schild "1st Austria Woman" und hinter ihm rannte die Vroni. Ich hatte plötzlich so einen Haufen Emotionen und schrie so laut ich konnte. "Hol sie Dir Vroni, hol sie Dir!!" Dann sah ich immer mehr Leute, die ich kannte und ich wurde immer munterer und schneller! In Krumpendorf ging eine Zuschauerin vor mit mit zwei Gläsern Sekt über die Straße und ich fragte keck, ob der für mich sei, weil in 5 km würde ich wieder hier vorbei kommen. Auf dem Rückweg bekam ich mein Glas Sekt, allerdings hab ich nur schnell einen Schluck genommen. Ich war völlig überdreht, so viele Leute riefen meinen Namen (war ja groß auf der Startnummer) und immer wieder hab ich bekannte Gesichter erblickt. Am Lendkanal entdeckt ich eine Gruppe von Schweizer-Zuschauer aus dem Wallis, sie sind offenbar auch schon müde und ich schrei: "hopp Schwyz, es lebe das Wallis", da sind sie wieder munter und ich hab eine Fantruppe mehr. Bei Km 23 (am Kanal) hab ich ein Lied mitgesungen ("Wir müssen nur wollen"), als mir ein gehender Athlet eine Watsche androhte (O-Zitat: "wenn Du nicht sofort zum singen aufhörst, schmier ich Dir eine", ich hab ihm großherzig verzeihen *gg*)- Bei km 30 meldeten sich meine Beine, sie krampften, aber ich versuchte es zu ignorieren, da ich einfach laufen wollte. Sandra kommt mir wieder entgegen, auch sie geht, aber sie lacht und wir machen gemeinsam die Welle. In Klagenfurt sitzen die Zuschauer, essen und trinken Bier. Was würde ich jetzt für einen Pfiff geben. Drei Burschen halten mir eine Flasche hin und ich mein scherzhaft: "Sorry, aber ich hab mir schon ein eigenes verdient, oder?" In Klagenfurt stehen Heidi und Ulrich, die brüllen und jubeln, ich hätt am liebsten gleich wieder geweint vor lauter Freude. Mir schlafen immer wieder die Füsse ein und ich denke an "Onkel Ulrich" und NEIN, ich werde nicht gehe, frühestens ab km 39! Auf dem Heimweg bekomm ich dann mein Bier von den drei Jungs *danke* ich bin aber so gscheit, nur zwei kleine Schlucke zu nehmen, sonst wäre ich vermutlich umgefallen. Plötzlich seh ich Ulli mit einen anderen Athleten auf der gegenüberliegenden Seite, eine super Läuferin, aber auch sie geht und ich frag sie, warum?? Sie strahlt über das ganze Gesicht und meint: "Ich unterhalt mich grad so gut und ich weiß, dass ich finishen werde". Km 39, jetzt dürfte ich gehen, aber warum sollte ich?? Ich bin 39 km gelaufen, da werden doch auch noch drei weitere läppische KM drinnen sein. Auf einmal schreit jemand neben mir "Manuela, ich bin stolz auf Dich, Du lachst ja immer noch" und schon war ich wieder top motiviert. Im Zielkanal laufen zwei Frauen meiner Altersklasse an mir vorbei, kurz überleg ich, ob ich mir das "gefallen" lassen soll. Aber dann besinn ich mich auf das Wesentliche: ein geiles Finisher-Foto!!!! Also Mütze runter, Haare glatt gestrichen, Oakley cool ins Haar drapiert und Siegerpose (mit gestreckten Armen schau ich viel schlanker aus *ggg*). Meine jubelnden Fans (Michi, Georg I und II, Ingrid, Gerhard, Dietmar...) nehme ich leider gar nicht wahr, ich muss mich schließlich auf den Fotografen konzentrieren und nach 12:51:50 spring ich so grazil wie möglich ins Ziel.....
Ich könnte noch Seiten schreiben, in knapp 13 Stunden erlebt man nämlich einiges. Eines ist sicher, das war einer der lässigsten Tage meines Leben und ich glücklich so reich zu sein, nämlich reich an tollen Freunden und dem besten aller Ehemänner. Ohne dieses Umfeld hätte ich mich nie in das Abenteuer IM eingelassen und einen unglaublich schönen Tag verpasst! Heute ist Tag zwei nach dem IMA, mein Muskelkater macht sich nur mehr beim aufstehen bemerkbar, ich bin schon locker geradelt und hab 1500 m im Schönbrunnerbad gepaddelt. Dies war sicher nicht mein letzter IM, aber zunächst werde ich mal richtig schwimmen lernen und dann such ich mir eine neue Herausforderung.....
LG
Manuela
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