Ein Lauf als Vorbereitung für die Architekturbiennale ! :-)
Bericht zum Marathon in Venedig Oktober 2004
Ich hatte vor meine persönliche Schallmauer von 4:00 zu unterbieten aber dann ist 3 Wochen vor dem Marathon meine Großmutter gestorben und ich musste nach Luxemburg reisen. Somit ist für mich das Training dann auch fast ganz ausgefallen. Aber anscheinend hat es mir mehr Gutes getan als geschadet. Ich habe in Venedig eine Zeit von 3:59:21 gehabt, ein absoluter Traum von mir ging somit in Erfüllung !!! Wahrscheinlich könnt ihr euch das nicht mehr vorstellen wie das ist , wenn man so langsam unterwegs ist, aber ich bin sehr zufrieden mit mir selber ( was nicht heißt dass ich meine Ziele jetzt nicht mehr hochschrauben würde ;-)
Wir sind Freitags nach der Arbeit zu viert mit dem Zug nach Venedig gefahren. Leider waren wir in so einem 6er Abteil , aber es waren noch 2 Personen anwesend, so dass der Platz schon sehr knapp war um sich auch nur ein bisschen auszustrecken. Irgendwie haben wir es dann doch geschafft wenigstens ein paar Stunden ( Max 3) zu schlafen. Morgens in der Früh sind wir dann ziemlich fertig , in Venedig angekommen. Nun lag uns diese wundervolle Stadt vor Füssen. Direkt hinter dem Bahnhof sind schon die Kanäle, traumhaft! Jetzt mussten wir noch unser Hotel finden, nach rund einer Stunde Fußmarsch sind wir endlich angekommen. Hotel ist ein bisschen weit hergeholt: es war eine ein-sterne Pension, aber anders ist Venedig nicht bezahlbar.
Wir waren alle hundemüde, aber bevor wir uns ins Bett zum Entspann hinlegen konnten, mussten wir ja noch die Startnummern abholen. Diese bekam man in Marghera, das ist die Stadt die genau vor der Lagune liegt. Also mussten wir wieder zurück zum Bahnhof; diesmal allerdings per Boot :-) Dort mussten wir dann allerdings eine halbe Stunde Schlange stehen um dieses blöde Ticket für 5km Bahnfahrt zu kaufen. Wäre nicht so schlimm gewesen, wenn wir nicht so müde gewesen wären. Dann ging es mit dem Zug über den Damm zurück zum Festland. Dort war es dann wieder ein Weg von etwa 1,5 km bis zum Startnummernausgabe. Die Nummer gab es in einem großen Zelt, in dem auch die Expo untergebracht war. Leider musste man sich zur Nummernabholung mal wieder in eine ewig lange Schlange stellen. Das hat "nur" rund 3/4 Stunde gedauert. Genervt am Schalter angekommen haben wir dann festgestellt dass das Starterpaket es wirklich in sich hatte. Man bekam wie üblich die Chips etc, aber dann gab es einen kleinen Rucksack von Champion, ein Sackerl voll mit Keksen, eine italienische Variante von Butterkeksen, allerdings eine riesig Menge von ungefähr 6-7 Packungen, ein paar Müsliriegel, ein paar Flaschen mit Isogetränken etc... So waren wir nun ziemlich beladen, und froh dass sich das Warten wenigsten gelohnt hatte. Froh waren wir auch über den Umstand nicht alleine zu sein, denn während dem wir Schlange standen musst jeder mal pinkeln gehen, und das war eines der typischen italienischen Eigenarten. Das Zelt stand neben einem Marktplatz, wo einiges los war, nur ein WC war nirgends zu finden. Auch in die Büsche gehen war nicht so einfach, da es nur so von Manschen wimmelte. Wir Herren hatten es da schon einfacher....aber unsere Dame :-( Nach dem Anstehen hatten wir so einen großen Hunger dass wir schon rege von unseren Keksen Gebrauch machten. Eigentlich wollten wir uns bei bei der Pasta-Party stärken, aber die war schon wieder ewig weit entfernt (obwohl anscheinend ein Bus hingefahren ist) Wir haben uns auf jeden Fall dazu entschlossen wieder mit dem Zug nach Venedig zurückzufahren. Immerhin hatten wir für die Nummernabholung mit allem drum und dran den ganzen Morgen benötigt ! In Venedig haben wir dann in der Pension Spaghetti gegessen und haben uns dann noch ein wenig die Stadt angeschaut....Rialtobrücke, Markusplatz etc....Schlussendlich waren wir dann doch den ganzen Tag unterwegs, so dass uns die Füße schon schmerzten. Ideale Voraussetzungen für einen bevorstehenden Marathon. Aber wir wollten auch noch wissen wie wir morgens zum Start kommen könnten . Deshalb informierten wir uns bei den Traghettos, ab wann die ersten Boote fahren würden, weil wir uns ausgerechnet hatten dass wir um 5:30 losfahren müssten um die angebotenen Busse die um 6:30 losfahren zu erreichen. Deshalb haben wir auch schon um 5 Uhr das Frühstück eingeplant. Aber das System mit den Fähren war uns nicht ganz durchsichtig, da an Feiertagen und Sonntags die Boote zu anderen Zeiten fahren. Und unsere sehr schlechten Italienisch-Kenntnisse machten alles noch viel komplizierter. Deshalb haben wir uns den Fahrplan abgeschrieben und haben versucht den Portier der Pension zu fragen , ob er uns helfen könne, Er sagt in sehr schlechtem Englisch immer nur: No problem, no problem, take boat Nr8. Also waren wir beruhigt und gingen sorgenfrei ins Bett. Ich konnte zwar sehr gut schlafen, aber bin dann doch schon um 4 aufgewacht, so dass ich um 5 als die anderen erwachten schon fertig gekleidet und fertig gefrühstückt vor Ihnen stand. Diese mussten sich dann auch schon sehr beeilen um zur Zeit fertig zu werden. Schnell gekleidet und schnell gefrühstückt waren die Jungs , dann sind wir schnell die Stiegen runtergerutscht um das Boot zu erwischen, aber dann kam der Clou. Die Tür war verschlossen !! Wie sollten wir nun raus kommen. Wir haben dann alle Schlüssel die hinter der Theke lagen versucht, wollten zu Küche raus, haben versucht ein Fenster auszuhebeln, aber alles umsonst. Alles Einbruchs, oder besser gesagt ausbruchssicher verriegelt. Dann ist einer durchs Gebäude gelaufen um sonst eine Möglichkeit zu finden. Und nach zwei Minuten ist er mit dem Portier zurückgekommen. Den hat er im 2 Stock gefunden. Der hat dort in einem Zimmer geschlafen. Es war genau der selbe Portier den wir abends zuvor nach dem Boot gefragt hatten, also wusste er Bescheid dass wir früh raus mussten. Wären wir nicht raus gekommen hätten wir halt in der Küche über den Wein hergefallen ! Der Portier konnte uns nun dann doch, wenn auch sehr grantig, die Tür aufsperren, über der in großen Lettern stand : PORTA EMERGENZA !!!
Nun sind wir zum Boot gerannt und haben es auch problemlos erreicht. Auch waren schon einige Läufer anwesend und es sollten sich noch einige an den diversen Haltestelen hinzugesellen, so dass ein ganzes Traghetto voll mit Läufern zu Hafen "Tronchetto" unterwegs war. Dort sollten wir auf Busse umsteigen. Aber wo waren die Busse. Nirgendwo ein Schild , wo es lang gehen sollte. Immerhin waren einige Italiener in der Gruppe, so dass wir uns denen einfach blind anschlossen. Am Ende der Insel standen dann auch einige Busse, aber dann mussten wir feststellen dass das nur Touristenbusse waren. Wohin also gehen ? Die Verwirrung war perfekt. Von irgendwo kamen dann noch andre Gruppe dazu, jeder auf der Suche nach den ominösen Busse. Irgendwo kam dann ein gruppendynamischer Effekt zustande, so dass die ganzen Menschenmasse von 300-400 Leuten sich einfach zur Brücke hinstellten die von dieser Businsel herunterführte. Hier mussten die Bus doch einfach vorbeikommen, falls es denn welche gab. Irgendwann nach einer viertel Stunde Warten in der Kälte kam dann doch ein Bus. Immerhin Gewissheit dass es welche gibt. Allerdings gab es ein Riesen Gedränge um in diesen Bus hineinzukommen. Dann kamen doch noch einige Bus nach und nach angetröpfelt. Allerdings mussten wir uns mit einem Stehplatz begnügen. Was soll?s, die Fahrt hat ja nur 50 Minuten gedauert. Schon wieder kam es mir vor als ob meine Füße schon vom Stehen schmerzten. Endlich in dem Ort angekommen, wo wir starten sollten gab es dann das nächste Problem. Nach der ganzen Fahrt ( immerhin waren wir schon 3 Stunden auf den Beinen) musst jeder zum Klo. Dies sollten bei der Kleiderabgabe sein. So war es auch, allerdings gab es nur ungefähr 10 Sitzklos für fast 8000 Läufer ! Ich habe dann auch schnell die Schlange abgezählt; vor jedem Klo mindestens 60 Läufer, da es nur noch eine Stunde bis zum Start war , hätte jeder nur 1 Minute Zeit am Klo gehabt, und ich wäre doch noch nicht dran gekommen ;-(
Deshalb machten wir uns auf die Suche nach Alternativen, wie viele andere auch. So was habe ich ja noch nie gesehen . Der ganze Ort schien ein riesiges WC-Gelände zu sein. An jeder Ecke, an jedem Baum schien wer zu stehen. Ich will nicht wissen wie die Stadt am nächsten Tag ausgesehen hat...
Nun endlich kommt endlich der schönere Teil der Reise. Der Marathon. Ganz aufgeregt, gingen wir recht früh zu unseren Startblöcken. Man wird hier sehr früh aufgeteilt, und man folgt einem abgezäunten Weg zu seinem Startblock, Da kann wirklich nichts schief laufen. Außerdem sind die Bahnen zu den Startblöcken mit den selben Farben wie die Startnummer gekennzeichnet. Nach einer halben Stund erwarten bei guter Stimmung und 2 nervenden Hubschraubern die andauernd über die Menschenmenge flogen ist dann endlich der Startschuss gefallen. Was für eine Freude. Endlich konnten wir auch unsere Müllsäcke abwerfen, die wir uns zum Schutz vor Kälte und evt. regen übergezogen hatten. Die Stimmung war großartig. Wir liefen am Fluss entlang , an dem sich prächtigste Villen entlang auffädelten. Ein herrlicher Anblick. Nach 5 km gab es schon die erste Verpflegungsstelle. Dann kamen auch die ersten Bands die aufspielten. Kaum war die Musik nicht mehr zu hören, hat man schon die nächste Band spielen gehört ! Die Musik war auch relativ gewagt, da es kein touristisches Rondo-Venezianao-Gesülze war, sondern mehr in Richtung Rock a la Nirwana. Das hat mich immer sehr beflügelt. In den Dörfern waren auch einige Zuschauer die alles begeistert klatschten und immerzu riefen : Bravo, Brava, Bravi....(Den Rest hab ich nicht verstanden). Bis zu etwa km 20 ging das immer so weiter, einfach perfekt, außerdem hatte ich eine Zwischenzeit von genau 2:00:00. Da war ich doch schon ganz zufrieden. Um diese genaue Zeit zu erreichen bin ich ganz einfach den Luftballons hinterhergelaufen. In Venedig waren Pacemaker eingestellt, die genau eine Marathonzeit von 5:00, 4:30, 4:00, 3:45, 3:30, 3:15 und 3:00 laufen . Das sind Läufer die in die Zeit, die sie laufen müssen groß auf ihrem T-Shirt aufgeklebt haben und außerdem haben sie noch einige Luftballons in einer bestimmten Farbe an ihren Schultern befestigt. So bin ich immer "meinen " blauen Luftballons hinterhergelaufen und habe gewusst dass der Luftballonmensch genau meine Zeit läuft. Ab km 20 ist dann allerdings ein schiaches Industriegelände gekommen mit Raffinerie und Petrochemie etc.... Das waren sehr langweilige 10 km. Auch gab es hier keine Musik mehr und auch keine Zuschauer mehr. Das ging so bis nach Marghera, die kleine Stadt direkt vor Venedig. Hier habe ich dann leider meine Luftballons aus den Augen verloren :-(. Na ja, was soll´s , dachte ich mir und bin einfach konstant weitergelaufen. Dazu muss ich noch sagen dass ich nur 4-5 km Markierungen gesehen habe. Meine Kollegen konnten mir aber sagen dass wirklich jeder km markiert war, nur habe ich die alle übersehen....geschieht mir immer wieder. Die Stadt Marghera war nicht so übel. nur dass bei km 30 irgendwo eine Schleife mit Gegenverkehr kam. Das war sehr zermürbend. Die Schleife war ca. 3 km lang , also 6 km insgesamt. Ich nutze die Strecke um zu schauen ob einer meiner Kollegen vor mir , rsp nach mir zu erblicken war. Allerdings konnte ich niemanden entdecken. Was ich allerdings beim Entdecken konnte, waren meine blauen Luftballons die mir auf der anderen Seite entgegengelaufen kamen. Hmm, die waren aber plötzlich weit vor mir. Bei der Wendestelle musst ich die Ballons dann am Horizont verschwinden sehen. Somit gab ich meine Traumzeit definitiv auf. Nach dem Verlassen der Stadt sollte der 5km lange Damm kommen, den es allerdings erst zu erklimmen galt. 20- 30Höhrenmetwer reichten dass hier schon sehr viele Läufer gehen mussten. Ich genoss die Abwechselung nach 30km nur flach laufen. Es war fast wie der Anstieg zur Gloriette in Wien, meinem favorisiertem Trainigsgebiet. Dann kam der elend lange Damm, Links und rechts nur Wasser und die 5km lange Gerade. Irgendwie hat mich das an die Prater Hauptallee erinnert, meine alte Trainingsstrecke und das hat mich dann wieder aufgemuntert. Entweder wurde ich hier immer schneller oder die anderen Läufer wurden immer langsamer. Auf jeden Fall konnte ich die Luftballons wieder erblicken und nun begann die Aufholjagd. 5km Damm reichten die Ballons wieder einzeln erkennen zu können, bei meiner Kurzsichtigkeit konnten es also nur noch max 500m Differenz sein. Nun kamen wir auf die Insel zu, bogen direkt zum Hafengelände ein, wo wir an riesigen Kreuzfahrtschiffen vorbeiliefen( u.a. die MS Astor ; Traumschiff ?) dann ging es an der Rückseite der Touristenseite vom CanaleGrande an schönen Häusern und Kanälen entlang. Hier begann auch für die meisten die größte Quälerei. Über jeden Kanal galt es eine Brücke zu überwinden. Die Brücken sind zwar mit Schalungsbrettern und Antirutschteppichen "Belaufbar" gemacht worden, aber diese insgesamt 13 Brücken haben vielen Läufern den Mut gebrochen. Mir persönlich hat es extrem viel Spaß gemacht diese Rampen hoch und runter zu jagen, zumal ich arg am spekulieren war ob ich meinen Luftballonmann noch einholen könnte. Vor allem war der nicht mehr zu sehen , da wir hier doch einige Zickzacklinie zwischen alten Getreidespeichern, Bootswerften etc herumliefen. Plötzlich kamen wir am Spitz der Insel an. Hier galt es die eigens für den Marathon konstruierte Pontobrücke zu überqueren. Die Brücke war fantastisch. Es war als würde man schweben. Die Bretter gaben leicht nach und die Brücke war, dadurch dass sie nur schwamm, sehr flexibel. Außerdem lief man direkt auf den Markusplatz und den Dogenpalast zu. Was für eine Sicht ! Nun ging es die letzen paar hundert Meter am Wasser entlang. Es standen hier extrem viele Leute. Leider war die Stimmung nicht der Zahl der Menschen gleichzusetzen, da die meisten Leute Touristen waren, die nur schauen wollten was da am Wasser speziell los ist. Noch 3 Brücken und das Ziel war schon in Sicht. Meine Ballons auch. Ich sah sie ins Ziel einlaufen , als ich noch eine Brücke zu überqueren hatte. Meine Uhr sagte mir dass ich noch eine Minute Zeit hätte. Nun ja ich war ja auch hinten im Starterfeld losgelaufen, die Ballons ganz vorne. Um auf Nummer sicher zu gehen, gab ich nun noch mal alles was ging....und das war noch ein regelrechter Sprint. Die Beine sind losgelaufen, als ob sie noch keinen einzigen Meter gelaufen wären. Ich habe bestimmt noch 20 Leute auf den letzen 100 Metern überholt und hatte nur Probleme beim schnellen abbremsen hinter der Ziellinie. Nun gab es die Medaille und , wer sagt´s denn: noch mehr Kekse Äpfel und Birnen in einem Sackerl. Ausserdem allerlei Sachen zum Trinken. Nun ging ich direkt zum vereinbarten Treffpunkt und sah auch schon einen meiner Mitläufer, der schon eine halbe Stunde hier auf mich wartete. Noch eine 3/4Stunde später kam auch unser Marathonneuling hereingelaufen. Alle waren wir sehr zufrieden mit unseren jeweiligen Leistungen.